16. September, 2024

Aerospace

Boeing: Stolpersteine auf dem Weg zu den Sternen

Boeing: Stolpersteine auf dem Weg zu den Sternen

Die Raumfahrtprogramme bei Boeing haben in letzter Zeit mehr durch Verzögerungen und Kostenüberschreitungen als durch Erfolge auf sich aufmerksam gemacht. Obwohl diese Programme nur einen kleinen Teil des Geschäfts ausmachen, ist die Beteiligung am Raumfahrtsektor für Boeing historisch bedeutsam.

Der Starliner, Boeings Raumkapsel, kehrte am Freitag unbemannt von der Internationalen Raumstation ISS zurück. Ursprünglich hatte die Kapsel zwei Astronauten zur ISS gebracht, doch Bedenken wegen Funktionsproblemen der Triebwerke führten dazu, dass sie ohne Besatzung zurückkehrte. Dieser Rückschlag wirft die Frage auf, ob Boeing in der Lage sein wird, Menschen wieder sicher zur Raumstation zu bringen – vor allem, da die ISS voraussichtlich bis 2030 außer Dienst gestellt wird.

In den letzten Jahren hat SpaceX bereits sieben bemannte Missionen erfolgreich durchgeführt, während Boeing noch keine einzige abgeschlossen hat. Angesichts dieser Situation und einem weiteren Defizit von 1,5 Milliarden Dollar, darunter allein 125 Millionen im ersten Halbjahr dieses Jahres, sieht die Zukunft von Boeings bemannter Raumfahrt unsicher aus. Ron Epstein von der Bank of America äußerte kürzlich Zweifel daran, ob Boeing diesen Geschäftsbereich überhaupt fortsetzen wird.

Zugleich trägt Boeings Misere im Raumfahrtbereich nicht zur Stärkung des US-amerikanischen Raumfahrtprogramms insgesamt bei, das auf die Unterstützung mehrerer privater Unternehmen angewiesen ist. Boeings langjährige Verbindungen zur NASA sind unbestritten, doch technologische und finanzielle Herausforderungen gefährden diese Zusammenarbeit. Andere Akteure wie SpaceX und Blue Origin, das von Amazon-Gründer Jeff Bezos ins Leben gerufen wurde, drängen zunehmend in diesen Markt und haben bereits erhebliche Fortschritte erzielt.

Hinzu kommen Probleme in Boeings anderen Geschäftseinheiten. Das Vertrauen in Boeings Sicherheitsstandards steht seit den zwei fatalen Abstürzen der 737 Max sowie weiteren Zwischenfällen zunehmend in Frage. Auch wenn diese Ereignisse direkt nichts mit den Raumfahrtaktivitäten zu tun haben, könnten sie das Image und die Ressourcen des Unternehmens beeinflussen.

Nicht nur Boeing, sondern auch der europäische Wettbewerber Airbus steht vor Herausforderungen. Das Unternehmen musste kürzlich eine fast eine Milliarde Dollar schwere Rückstellung wegen technischer Probleme in seinem Satellitenprogramm vornehmen. NASA hat ebenfalls Bedenken hinsichtlich Boeings Beteiligung am Space Launch System geäußert, einem zentralen Projekt zur Rückkehr von Astronauten zum Mond.

Die florierende kommerzielle Raumfahrtindustrie erzeugt einen intensiven Wettbewerb um qualifizierte Fachkräfte. Viele talentierte Nachwuchsingenieure entscheiden sich inzwischen für dynamische Start-ups und Unternehmen wie SpaceX und Blue Origin anstatt für die älteren Branchenriesen.

Es bleibt abzuwarten, wie Boeing diese vielschichtigen Herausforderungen meistern wird und ob es gelingt, die stolze Tradition in der Raumfahrt erfolgreich fortzuführen.