Ryanair könnte in diesem Jahr weniger stark wachsen als erhofft. Schuld daran ist nicht etwa eine schwache Nachfrage oder gestiegene Kosten – sondern die anhaltende Krise des Flugzeugherstellers Boeing.
Der US-Konzern kämpft weiterhin mit Produktionsproblemen, was zu weiteren Verzögerungen bei der Lieferung der bestellten Maschinen führt.
Damit muss Ryanair seine Passagierprognosen für das kommende Geschäftsjahr 2025/26 senken und erwartet nun rund fünf Millionen Fluggäste weniger als ursprünglich geplant.
Einflottenstrategie: Fluch und Segen für Ryanair
Ryanair setzt seit Jahren konsequent auf Boeing und verwendet ausschließlich Flugzeuge des Typs 737, um Kosten zu senken und die Flottenverwaltung zu vereinfachen.
Diese Strategie bringt jedoch auch Risiken mit sich. Aktuell erweist sich die Abhängigkeit von Boeing als Wachstumsbremse: Von den neun Maschinen, die im laufenden Quartal ausgeliefert werden sollten, fehlen bereits jetzt alle – die Verzögerung beträgt mindestens drei Monate.
Für das laufende Geschäftsjahr, das noch bis Ende März 2025 läuft, bleibt Ryanair jedoch optimistisch. Der irische Billigflieger hält an seinem Ziel fest, zwischen 198 und 200 Millionen Passagiere zu befördern – ein Plus im Vergleich zu den 184 Millionen Fluggästen im Vorjahr.
Bis 2033/34 strebt Ryanair sogar eine Steigerung auf 300 Millionen Passagiere an, doch die Unsicherheiten um die Boeing-Lieferungen könnten diesen Plan erheblich erschweren.
Preisdruck und gestiegene Kosten: Herausforderungen im Tagesgeschäft
Auch bei den Ticketpreisen muss Ryanair sich anpassen. Obwohl die Nachfrage „stark“ sei, wie CEO Michael O’Leary erklärt, erwartet er für das laufende Quartal leicht niedrigere Preise im Vergleich zum Vorjahr.
Die Gründe dafür sind vielfältig: Der Wettbewerb unter den Billigfluglinien ist intensiver denn je, und steigende Flughafengebühren sowie höhere Personalkosten drücken zusätzlich auf das Ergebnis.
So konnte Ryanair im jüngsten Quartal trotz eines Umsatzanstiegs von drei Prozent auf 5,1 Milliarden Euro unter dem Strich „nur“ 1,4 Milliarden Euro Gewinn verbuchen – rund sechs Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum.
Dennoch sieht O’Leary die Lage insgesamt positiv. Er rechnet damit, dass sich der Preisrückgang nach den Feiertagen stabilisieren wird, und bleibt optimistisch, dass die Nachfrage stark bleibt.
„Bis Silvester erwarten wir solide Buchungszahlen,“ so der Ryanair-Chef, der trotz der operativen Herausforderungen weiterhin ehrgeizige Wachstumsziele verfolgt.
Boeing-Krise als langfristige Gefahr für Ryanair?
Die Boeing-Krise stellt nicht nur ein kurzfristiges Problem für Ryanair dar, sondern birgt auch langfristige Risiken. Boeing ist nicht nur vom Wettbewerb mit Airbus unter Druck, sondern sieht sich auch mit technischen Herausforderungen und Streiks konfrontiert.
Die Folge: verspätete Lieferungen und eine angespannte Beziehung zum irischen Großkunden. Der Airbus-Konkurrent kann durch die Verzögerungen in der Auslieferung auch Ryanairs Expansionsziele gefährden, was angesichts der anhaltend hohen Nachfrage ein bitteres Hindernis darstellt.
Ryanair steht nun vor der Entscheidung, ob eine breitere Flottenstrategie möglicherweise mehr Stabilität bringen könnte. Zwar würde ein gemischter Flugzeugbestand die Betriebskosten erhöhen, doch könnten so zumindest einige Abhängigkeiten reduziert werden.
Vorerst bleibt Ryanair jedoch bei Boeing und hofft darauf, dass sich die Krise bald entspannen wird – eine Hoffnung, die aufgrund der langwierigen Probleme bei Boeing jedoch ein gewisses Risiko birgt.
Ryanair wächst weiter, aber langsamer
Trotz der Herausforderungen bleibt Ryanair auf Wachstumskurs – wenn auch gebremst. Die Loyalität zu Boeing zeigt einerseits die Vorteile einer einheitlichen Flotte, stellt Ryanair jedoch gleichzeitig vor Schwierigkeiten, die Flexibilität in unsicheren Zeiten erfordert.
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