21. Dezember, 2024

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Boeing in Turbulenzen: Finanzielle und operative Herausforderungen erschüttern den Luftfahrt-Riesen

Boeing in Turbulenzen: Finanzielle und operative Herausforderungen erschüttern den Luftfahrt-Riesen

Boeing erlebt derzeit wohl eine der schwierigsten Phasen seiner jüngeren Geschichte. Die Aktien des Luftfahrt-Unternehmens sind in diesem Jahr um 42 % gefallen. Die anhaltenden Probleme mit dem Boeing 737 Max scheinen unlösbar zu sein und belasten das Unternehmen weiterhin schwer. Zusätzlich wird Boeing von einem anhaltenden Streik von 33.000 Mitgliedern der International Association of Machinists beeinträchtigt, der bereits seit über einem Monat andauert. Gespräche zwischen den Parteien sind rar und eine Einigung ist nicht in Sicht. Als ob das nicht genug wäre, hat Boeing seine Geschäftsergebnisse für das dritte Quartal vorab angekündigt und prognostiziert einen Verlust von 9,9 Milliarden US-Dollar. Der Cashflow wird voraussichtlich negativ bei 1 Milliarde US-Dollar liegen. Trotz der düsteren Vorhersagen verzeichneten die Aktien von Boeing zum Wochenschluss einen Anstieg um fast 5 % auf 151,02 US-Dollar, noch bevor diese Hiobsbotschaften publik wurden. Boeing kündigte zudem an, die Markteinführung des neuen 777-9-Jets auf 2026 zu verschieben und die Produktion der 767-Frachter für den kommerziellen Markt zu stoppen, sobald die vorhandenen Flugzeuge fertiggestellt sind. Die Produktion für die US Air Force wird jedoch weitergeführt. Das Unternehmen wird ebenfalls 10 % seiner weltweiten Belegschaft, was etwa 17.000 Mitarbeiter entspricht, entlassen müssen. Dabei werden in der Region Seattle rund 66.000 Stellen betroffen sein. Ein erheblicher Teil der finanziellen Belastung resultiert aus dem monatelangen Streik, der das Unternehmen schätzungsweise 1 Milliarde US-Dollar pro Monat kostet. Mehrere Fluggesellschaften wie Southwest Airlines, Alaska Airlines und Ryanair setzen exklusiv auf Boeing-Produkte, doch die Nachwirkungen der 737 Max Unglücke bleiben ein ständiges Problem. Die Notlandung einer Alaska Airlines-Maschine mit einem fehlerhaft eingebauten Notausgangsstöpsel am 5. Januar 2024 in Portland unterstreicht die anhaltenden Qualitätsprobleme. Analysten sind bislang zurückhaltend mit ihren Bewertungen der Boeing-Aktie vor dem Handelsbeginn am Montag. Vor der Finanzkrise 2008-09 stand die Aktie auf Höchstkursen von bis zu 440 US-Dollar, doch die Pandemie und die Probleme mit der 737 Max haben den einstigen Höhenflug abrupt beendet. Ein märchenhaft günstiger Einstiegskurs ist bei Boeing aktuell nicht gegeben. Anleger sollten auf eine stabile Bodenbildung warten, die nur durch eine Reihe von Faktoren erreicht werden kann: Einigungsbereitschaft zwischen Management und Gewerkschaften, Stabilisierung der Produktionsstandorte im Puget Sound-Gebiet und eine Stärkung der Kapitalbasis von Boeing. Zudem wird eine befriedigende Lösung mit den Regulierungsbehörden und den Klägern der Abstürze von 2018 und 2019 erforderlich sein. Boeing und seine Gewerkschaften sind seit Jahrzehnten im Konflikt. Seit 1948 kam es zu sieben großen Streiks, zuletzt 2008. Die von McDonnell Douglas übernommene Strategie, Boeing als striktes Wirtschaftsunternehmen zu führen, hat unerwartet Airbus in eine dominierende Marktposition befördert. Doch auch Airbus hat derzeit keine rosigen Aussichten, mit einem Rückgang der Aktien um 4,9 % in diesem Jahr.