03. Oktober, 2024

Börse

Boeing in der Krise: Kommt jetzt die Milliarden-Kapitalerhöhung?

Der angeschlagene Flugzeugbauer Boeing plant laut Insidern eine Kapitalerhöhung von über 10 Milliarden US-Dollar. Das Unternehmen kämpft mit den Folgen von Flugverboten, Produktionsproblemen und einem anhaltenden Streik.

Boeing in der Krise: Kommt jetzt die Milliarden-Kapitalerhöhung?
Boeing steht vor einer Kapitalerhöhung in Milliardenhöhe. Die Finanzspritze soll dem Konzern helfen, aus der Dauerkrise herauszukommen.

Boeing, einst ein Symbol für die Stärke der US-Luftfahrtindustrie, steckt seit Jahren tief in der Krise. Nun scheint der Flugzeugbauer über eine drastische Maßnahme nachzudenken: Laut Informationen, die der Nachrichtenagentur Bloomberg vorliegen, plant Boeing eine Kapitalerhöhung in Höhe von mindestens 10 Milliarden US-Dollar.

Diese Entscheidung soll dazu dienen, die finanziellen Reserven des Unternehmens aufzubessern, die durch jahrelange Probleme aufgebraucht wurden.

Die Boeing-Aktie hat seit Jahresbeginn bereits über 40 Prozent ihres Wertes verloren, was die Notwendigkeit eines solchen Schrittes unterstreicht. Der Konzern, der von den Abstürzen der 737 Max im Jahr 2018 und 2019 schwer getroffen wurde, kämpft seither mit den Folgen von Flugverboten, Produktionsrückgängen und einem Vertrauensverlust bei Kunden und Regulierungsbehörden.

Zuletzt sorgte ein neuer Vorfall Anfang 2024 für weitere Schlagzeilen, als eine Boeing 737 Max im Flug ein großes Rumpfteil verlor. Dies führte zu einer erneuten Untersuchung der US-Luftfahrtbehörde FAA und zur Begrenzung der Produktion.

Kapitalerhöhung als Rettungsanker?

Insider berichten, dass Boeing plant, die Kapitalerhöhung frühestens in einem Monat durchzuführen. Der Grund: Das Unternehmen will zunächst die Auswirkungen des anhaltenden Streiks seiner Beschäftigten genauer beziffern. Der Streik, der mittlerweile mehr als zwei Wochen andauert, betrifft rund 33.000 Arbeitnehmer.

Quelle: Eulerpool

Boeing hatte den Arbeitern eine Gehaltserhöhung von 30 Prozent angeboten, doch diese lehnte die Gewerkschaft entschieden ab – ihre Forderung: ein Einkommensplus von 40 Prozent über eine Vertragslaufzeit von vier Jahren.

Die 737 Max war einst das Flaggschiff von Boeing. Nach den Abstürzen und Produktionsfehlern hängt jedoch ein dunkler Schatten über dem Modell.

Dieser Konflikt belastet das Unternehmen erheblich. Analysten schätzen, dass der Streik Boeing pro Monat etwa 1,5 Milliarden Dollar kostet. Die ohnehin schon angeschlagene finanzielle Lage des Unternehmens verschlechtert sich damit weiter.

Im dritten Quartal 2024 soll Boeing Barmittel von rund 3,4 Milliarden Dollar verloren haben. Im ersten Halbjahr hatte der Konzern bereits über 8 Milliarden Dollar durch Produktionsprobleme und Flugverbote verbrannt.

Quelle: Eulerpool

Wie konnte es so weit kommen?

Boeings Dauerkrise begann mit den tragischen Abstürzen der 737 Max in Indonesien und Äthiopien, bei denen insgesamt 346 Menschen ums Leben kamen. Diese Unglücke brachten nicht nur Flugverbote mit sich, sondern führten auch zu einem weltweiten Vertrauensverlust in das Unternehmen.

Die Produktion bei Boeing läuft derzeit auf Sparflamme. Vor allem die 737 Max-Reihe bleibt im Fokus der Aufsichtsbehörden und belastet das Unternehmen finanziell stark.

Boeing kämpfte fortan mit einem schwierigen Spagat: Einerseits musste das Unternehmen seine Flugzeuge sicherer machen, andererseits stand die Produktion still, was enorme Kosten verursachte.

Die jüngste Fehlproduktion, bei der ein Flugzeug im Betrieb ein großes Rumpfteil verlor, war ein weiterer Schlag für das Unternehmen. Die FAA untersuchte den Vorfall und verhängte erneut Produktionsbegrenzungen. Neue Maschinen durften nicht ausgeliefert werden, was die finanzielle Lage Boeings weiter verschärfte.

Kapitalbedarf dringend – Aktionäre gefragt

In dieser schwierigen Situation könnte die geplante Kapitalerhöhung den dringend benötigten finanziellen Spielraum schaffen. Doch die Frage bleibt: Werden sich die Investoren bereit zeigen, weiteres Kapital in ein Unternehmen zu stecken, das seit Jahren von Krise zu Krise taumelt?

Quelle: Eulerpool

Immerhin beläuft sich der Kapitalbedarf auf mindestens 10 Milliarden US-Dollar – eine erhebliche Summe, die durch die Ausgabe neuer Aktien aufgebracht werden soll.

Sollte Boeing diesen Schritt wagen, wird die Verwässerung der Anteile für bestehende Aktionäre eine unumgängliche Folge sein. Doch angesichts der massiven Verluste, die der Konzern erleidet, scheint dies eine der wenigen Möglichkeiten zu sein, um die Liquidität zu sichern und gleichzeitig die Produktion wieder anzukurbeln.

Ein schwieriger Weg zurück

Es bleibt offen, wie Boeing den Weg aus dieser tiefen Krise finden will. Die finanziellen Herausforderungen sind gewaltig, und das Vertrauen der Kunden und der Behörden muss erst wieder aufgebaut werden. In einer Branche, in der Sicherheit das oberste Gebot ist, könnte es für Boeing noch Jahre dauern, die entstandenen Schäden vollständig zu beheben.

Dennoch bleibt Boeing ein zentraler Akteur in der globalen Luftfahrt. Die Nachfrage nach neuen Flugzeugen – insbesondere nach umweltfreundlicheren Modellen – könnte in den kommenden Jahren wieder anziehen.

Doch um davon zu profitieren, muss Boeing zunächst seine internen Probleme lösen. Die geplante Kapitalerhöhung könnte der erste Schritt in diese Richtung sein, aber es wird mehr als nur frisches Kapital brauchen, um das Unternehmen wieder auf Kurs zu bringen.

Das könnte Sie ebenfalls interessieren:

Tesla unter Druck: Phantombremsungen gefährden den Verkehr
Ein gerichtlich bestellter Gutachter bestätigt erstmals die gefährlichen Bremsmanöver eines Tesla Model 3. Bei voller Fahrt auf der Autobahn bremst das Fahrzeug plötzlich ab – der Gutachter bricht die Testfahrt ab.