19. Oktober, 2024

Wirtschaft

Boeing im Clinch mit der Gewerkschaft: Ein Blick auf die Schachzüge in Seattle

Boeing im Clinch mit der Gewerkschaft: Ein Blick auf die Schachzüge in Seattle

Im Windschatten eines langwierigen Arbeitskampfes sieht sich der US-amerikanische Flugzeugriese Boeing mit bedeutenden Herausforderungen konfrontiert. Seit mittlerweile sechs Wochen streiken 33.000 Mitglieder der International Association of Machinists (IAM), was die Produktion der populären Flugzeugmodelle 737, 767 und 777 im Stillstand hält. Dies bedeutet für Boeing laut Schätzungen Verluste von bis zu einer Milliarde Dollar pro Woche. Während IAM sowohl ein Gehaltsangebot von 25% als auch ein "bestes und letztes" Angebot von 30% abgelehnt hat, scheint der Konzern nun eine neue Taktik zu fahren.

Vergangene Woche informierte der neu ernannte CEO Kelly Ortberg die Belegschaft, dass unlängst unpopuläre Entscheidungen notwendig seien. Unter anderem wird die Einführung des neuen 777X-Jets verzögert – nun erst im Jahr 2026 – und das 767-Frachterprogramm läuft 2027 endgültig aus. Besonders hart trifft es 17.000 Beschäftigte, denen die Kündigung droht, da Boeing beabsichtigt, die Mitarbeiterzahl um etwa zehn Prozent zu verringern. Diese Entwicklungen werden jedoch nicht allein auf IAM zurückgeführt: Ein tiefgreifender Vertragsverlust, der Boeing seit 2011 verfolgt, sowie mehrere Probleme in der Raumfahrt-Sparte lasten ebenfalls auf dem Unternehmen.

Finanzielle Flexibilität könnte für Boeing der Schlüssel zum Durchhalten sein: Ein neues Kreditabkommen ermöglicht Zugriff auf zehn Milliarden Dollar, begleitet von Plänen zur Kapitalerhöhung durch verschiedene Wertpapierverkäufe, wodurch bis zu 35 Milliarden Dollar generiert werden könnten. In Anbetracht eines drohenden Schuldenbergs, der die Marktkapitalisierung übersteigen könnte, gleicht dies einem riskanten Spiel, das für alle Beteiligten auf ein schwieriges Ende hinarbeitet.