Der US-amerikanische Flugzeugbauer Boeing zieht Insidern zufolge ernsthaft eine Kapitalerhöhung in Milliardenhöhe in Betracht. Geplant sei die Ausgabe neuer Aktien im Umfang von mindestens 10 Milliarden US-Dollar, umgerechnet etwa 9 Milliarden Euro. Mit diesem Schritt möchte das Unternehmen seine finanziellen Reserven auffüllen, die durch langanhaltende Krisen und jüngste Streiks stark beansprucht wurden. Dies berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf nicht namentlich genannte Quellen.
Ein Sprecher von Boeing lehnte es ab, die Gerüchte zu kommentieren. Offenbar möchte das Management jedoch zunächst die genauen Kosten des aktuellen Streiks ermitteln, bevor man an den Kapitalmarkt herantritt. Mit der Kapitalerhöhung dürfte frühestens in einem Monat zu rechnen sein. Die Boeing-Aktie hat im bisherigen Jahresverlauf bereits mehr als 40 Prozent an Wert verloren.
Seit dem Absturz zweier Mittelstreckenflugzeuge vom Typ 737 Max befindet sich Boeing in einer Dauerkrise, die durch den Verlust eines rumpfgroßen Teils einer Maschine Anfang 2024 weiter verschärft wurde. Das führte zu verstärkter Kontrolle durch die US-Luftfahrtbehörde FAA, die die Produktion begrenzte und die Auslieferung vieler neuer Maschinen stoppte.
Zusätzlich zu den regulatorischen Problemen befinden sich derzeit rund 33.000 Boeing-Mitarbeiter seit über zwei Wochen im Streik. Ein Angebot des Unternehmens, die Löhne um 30 Prozent zu erhöhen, wurde von den Arbeitern abgelehnt, die eine Erhöhung um 40 Prozent über vier Jahre fordern. In den vergangenen Jahren hatten die Beschäftigten mehrere Nullrunden akzeptiert, was die aktuelle Situation zusätzlich belastet.
Analysten gehen davon aus, dass Boeing im dritten Quartal liquide Mittel von rund 3,4 Milliarden Dollar verloren hat. Im ersten Halbjahr summierten sich die Verluste bereits auf über 8 Milliarden Dollar, bedingt durch produktionsbedingte Drosselungen des Flugzeugtyps 737 Max. Der Streik könnte den Konzern Analystenschätzungen zufolge pro Monat rund 1,5 Milliarden Dollar kosten.