In der britischen Zentralbank herrscht Uneinigkeit über die künftige Zinsgestaltung zur Ankurbelung der schwächelnden Wirtschaft, trotz anhaltender Inflationsängste. Der Leitzins bleibt erwartungsgemäß bei 4,75%, doch drei Mitglieder des neunköpfigen geldpolitischen Ausschusses stimmten für eine Senkung auf 4,5%. Dies übertraf die Erwartungen der von Reuters befragten Ökonomen, die nur mit einer Gegenstimme gerechnet hatten. Das britische Pfund verlor nach der Ankündigung leicht an Wert gegenüber dem US-Dollar. Andrew Bailey, der Gouverneur der Bank of England, betonte die Notwendigkeit eines "schrittweisen Ansatzes" bei der Zinspolitik. Angesichts der wirtschaftlichen Unsicherheiten könne man sich noch nicht auf genaue Pläne für künftige Senkungen festlegen. Finanzmärkte haben ihre Erwartung an Zinssenkungen im kommenden Jahr stark zurückgeschraubt und sehen nun nur noch zwei mögliche Senkungen, hauptsächlich aufgrund eines stärkeren als erwarteten Lohnwachstums. Britische zweijährige Staatsanleihen, die besonders zinsanfällig sind, reagierten zunächst mit einem Rückgang der Renditen, bevor sie sich leicht erholten. Die Wahrscheinlichkeit einer Zinssenkung bei der nächsten Sitzung im Februar wurde ebenfalls gesenkt. Laut Yael Selfin, Chefökonomin bei KPMG UK, stelle das schwierige Inflationsumfeld eine Herausforderung für die BoE dar, anders als für die Europäische Zentralbank, die angesichts schwächelnder Wachstumsaussichten schneller handeln könnte. Ökonom Suren Thiru von der ICAEW hob jedoch hervor, dass die geteilte Abstimmung und der eher vorsichtige Ton in den Sitzungsprotokollen eine baldige Senkung im Februar möglich erscheinen lassen. Obwohl der BoE zurückhaltender bei Zinssenkungen ist als ihre Pendants in den USA und der Eurozone, hat sie in diesem Jahr nur um einen halben Prozentpunkt gesenkt. Die Inflation stieg im November auf 2,6% und übertraf damit leicht die Prognosen der BoE. Gleichzeitig hat die Zentralbank ihre Wachstumserwartungen für das letzte Quartal des Jahres auf Null reduziert. Die Mitglieder des Geldpolitischen Ausschusses, die gegen eine Zinssenkung votierten, warnten vor den Folgen der gestiegenen Kosten auf Verbraucherpreise, Beschäftigung und Löhne. Die Befürworter einer Senkung argumentierten hingegen, dass die derzeitige restriktive Politik das Risiko berge, die Inflation zu stark zu senken und eine Überkapazität zu schaffen.