Die französische Großbank BNP Paribas hat angekündigt, die Private-Banking-Sparte der HSBC in Deutschland zu übernehmen und damit ihre Expansionsbestrebungen deutlich zu beschleunigen. Diese Akquisition zielt darauf ab, die Präsenz von BNP Paribas unter wohlhabenden Unternehmern in der größten Volkswirtschaft Europas auszuweiten. Gestützt auf Kapital aus dem 16,3 Milliarden Dollar schweren Verkauf der Bank of the West in den USA im vergangenen Jahr, verstärkt die größte Bank der Eurozone ihre Aktivitäten insbesondere im Bereich Vermögens- und Anlageverwaltung. Während finanzielle Details aus der Transaktion nicht bekannt gegeben wurden, strebt die Bank an, ihre verwalteten Vermögenswerte in Deutschland durch diesen Zukauf auf über 40 Milliarden Euro zu verdoppeln. Diese Expansion steht im Kontrast zu HSBC, die unter der neuen Führung von CEO Georges Elhedery eine Neuausrichtung verfolgt und marginale Geschäftsbereiche veräußert, um Kosten zu reduzieren. Analysten von Citi hoben in einer Notiz hervor, dass der Deal den Bestrebungen von BNP Paribas unterstreiche, ihre Präsenz in Bereichen mit Sparbezug auszubauen. Man kalkuliere mit einem Anstieg der insgesamt in der Vermögensverwaltung angelegten Vermögenswerte von BNP um sechs Prozent. Vincent Lecomte, Leiter des Vermögensmanagements von BNP, betonte gegenüber Reportern, dass die Akquisition BNP in Deutschland zu einem der führenden Akteure machen und es der Bank ermöglichen werde, vermögende Kunden mit lokalen Unternehmenskontakten gezielter anzusprechen – durch mehr regionale Büros und Personal. Lecomte fügte hinzu, dass 'Deutschland ein sehr wettbewerbsintensiver und fragmentierter Markt sei'. BNP-Manager wollten keine weiteren Pläne in Deutschland kommentieren, insbesondere angesichts zunehmender Spekulationen über eine mögliche Fusion zwischen der italienischen UniCredit und der Frankfurter Commerzbank. Die italienische Bank hatte vor zwei Wochen einen neunprozentigen Anteil an Commerzbank offengelegt und ist somit nach der deutschen Regierung deren zweitgrößter Aktionär. Ein bedeutender Teil der Einkünfte von BNP wird im Firmen- und Investmentbanking mit deutschen Kunden erzielt – sie machen 30 Prozent des Geschäfts dieser Einheit aus. Die französische Bank betonte, dass sie vermögende Kunden durch die Verknüpfung ihrer zahlreichen Divisionen, darunter auch Immobilien, besser bedienen könne, da sie in den letzten Jahren ihre Investmentbanking-Präsenz in ganz Europa ausgebaut habe. Die Vermögenswerte der BNP-Privatbank beliefen sich Ende Juni auf 446 Milliarden Euro, was sie zur größten in der Eurozone macht, wenn auch weniger umfangreich als die Schweizer Konkurrenten, die ebenfalls an HSBCs deutscher Einheit interessiert waren. Im August kündigte BNP einen 5,1 Milliarden Euro schweren Deal für die Investmentmanagement-Sparte des Versicherers Axa an, die größte Akquisition, die aus dem Verkauf von Bank of the West finanziert wurde. Darüber hinaus investiert BNP die Erlöse aus dem US-Verkauf in IT, Aktienrückkäufe und fokussiert sich auf Wachstumsbereiche wie Versicherung.