Die Blutreserven in englischen Krankenhäusern haben ein gefährlich niedriges Niveau erreicht. Insbesondere O-negatives Blut, das in Notfallsituationen lebenswichtig ist, steht nur noch für weniger als zwei Tage zur Verfügung. Diese Blutgruppe ist besonders wertvoll, da sie universell einsetzbar ist.
Auslöser für die prekären Zustände ist ein Mischung aus einem kürzlichen Cyber-Angriff und einem Rückgang der Spendenbereitschaft. NHS Blood and Transplant berichtet, dass durch den Angriff Bluttransfusionen und Tests an großen Londoner Krankenhäusern behindert wurden. Insbesondere O-negatives Blut sei hiervon stark betroffen. Die Vorräte liegen mit nur 1,6 Tagen deutlich unter dem NHS-Ziel von mindestens sechs Tagen.
Auch insgesamt sind die Blutreserven angespannt, mit nationalen Beständen, die auf 4,3 Tage gesunken sind. Um die Verfügbarkeit der Blutgruppe O zu sichern, hat der NHS einen "Amber Alert" ausgelöst. Dadurch sind Krankenhäuser angehalten, die Nutzung von O-Blut auf essenzielle Fälle zu beschränken und klinisch sicherere Alternativen zu verwenden.
Dr. Jo Farrar, Geschäftsführer von NHS Blood and Transplant, appelliert dringend an Spender: "Wir benötigen dringend mehr Spender der O-Blutgruppe, um die Versorgung sicherzustellen und Patienten zu behandeln." Seit Juni, dem Zeitpunkt des Cyber-Angriffs, haben betroffene Krankenhäuser einen Anstieg von 1,7 Tagen an benötigtem O-negativ Blut verzeichnet, was einem Plus von 94 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht und 170 zusätzlichen O-negativen Spenden pro Woche gleichkommt.
Professor Sir Stephen Powis, medizinischer Direktor des NHS, betont: "Es ist essenziell, dass Spender ihre Termine wahrnehmen, da die Nachfrage nach Blut steigt und die Bestände schwinden." Die Sommermonate stellen eine zusätzliche Herausforderung dar, weil weniger Menschen Blut spenden, da sie sich im Urlaub befinden. Unerwartete Hitzewellen können ebenfalls dazu führen, dass Spender aufgrund von Dehydration oder niedrigen Eisenwerten im Blut nicht spenden können.