X, einst ein Symbol für den digitalen Austausch, verliert zunehmend seinen Status als "digitaler Marktplatz". Besonders nach den jüngsten Entwicklungen um die US-Präsidentschaftswahlen suchen enttäuschte User der Plattform verstärkt Zuflucht bei einer aufstrebenden Alternative: Bluesky.
Die dezentrale Plattform von Bluesky verzeichnet ein bemerkenswertes Nutzerwachstum: Von über 9 Millionen im September stieg die Nutzerzahl bis Dienstag auf über 14,6 Millionen. Der jüngste Anstieg fand am Wochenende statt, als viele US-Nutzer X den Rücken kehrten.
Am Montag konnte Bluesky vorübergehend den zweiten Platz der iPhone-App-Charts im US-App Store erklimmen, nachdem es kurz nach den Wahlen noch auf Platz 27 war. Mittlerweile rangiert sie auf Platz 3, hinter Metas Threads und ChatGPT.
Die Geschwindigkeit des Nutzerzuwachses ist ebenfalls beeindruckend. Berichten zufolge gewann Bluesky allein in der vergangenen Woche über 700.000 neue User, was einer täglichen Zuflussrate von etwa 100.000 Nutzern entspricht.
Appfigures, ein Unternehmen für App-Analysen, stellte fest, dass die Downloads von Bluesky in den USA seit Jahresbeginn um 933 % gestiegen sind, im Vergleich zu einem Wachstum von 48 % bei X. Insbesondere am 10. November stiegen Blueskys Downloads um 624 % im Vergleich zum 1. November.
Jay Graber, CEO von Bluesky, betont außerdem, dass die Plattform eine bemerkenswerte Nutzeraktivität aufweist. Während X zwar viele Nutzer anzieht, die jedoch oft passiv bleiben, weist Bluesky einen höheren Anteil an aktiven "Postern" auf. Graber rät Neuankömmlingen, sich an relevanten Feeds zu beteiligen, auf andere Beiträge zu kommentieren und Hashtags für die Interaktion zu nutzen.
Dieser Nutzerwandel ist eine direkte Folge der Veränderungen, die Elon Musk seit dem Kauf von Twitter im Herbst 2022 vorgenommen hat. Der Geschäftsführer von Tesla und SpaceX hatte ursprünglich ein freies Sprachrohr versprochen. Stattdessen hat Musk die App genutzt, um rechte Ansichten zu propagieren und Berichten zufolge die Suspendierungsrate von Konten merklich zu erhöhen.
Ungeachtet seiner Vermutungen, Twitter habe einst die Linke bevorzugt, ist es Musk nicht gelungen, die Plattform zu einem neutralen Ort umzugestalten. Studien haben gezeigt, dass die politisch rechtsgerichteten Posts von Musk in den Feeds der X-Nutzer erschienen, selbst wenn sie ihm nicht folgten oder mit seinem Inhalt nicht interagierten.