Deutschland kämpft mit einem zunehmend unberechenbaren System der Kinderbetreuung. Monika Schnitzer, Vorsitzende der "Wirtschaftsweisen", äußert scharfe Kritik an den derzeitigen Zuständen in den Kitas. Gegenüber der Funke Mediengruppe stellte sie fest, dass die begrenzten Öffnungszeiten und häufigen Schließungen der Kitas Eltern in prekäre Situationen versetzen. "Man kann sich auf die Kitas nicht verlassen," betonte die Ökonomin und machte auf die Notwendigkeit einer besseren Integration von Hilfsstrukturen innerhalb der Familien und durch Babysitter aufmerksam.
Diese Schwierigkeiten im Kinderbetreuungssystem zwingen viele Eltern, insbesondere solche ohne erweitertes Unterstützungsnetzwerk, dazu, ihre Arbeitszeiten zu reduzieren. Schnitzer sieht hier Parallelen zu den Herausforderungen in der Pflege älterer Menschen und kritisiert, dass die vorhandenen Hilfen zu erheblichen Einschränkungen der beruflichen Möglichkeiten führen.
In einem System, das Teilzeitarbeit stark begünstigt und durch das Ehegatten-Splitting weiter verfestigt wird, sei eine gesellschaftliche Neuausrichtung überfällig, so Schnitzer. Doch trotz der drängenden Bedürfnisse betrachtet sie eine Abschaffung des Rechts auf Teilzeit als unrealistisch. Der Weg zu einem zuverlässigeren Kita-System, das auch Integration fördert, verlangt nach mehr finanziellen Mitteln und Personal.
Der Mangel an Fachkräften ist derweil alarmierend, wie auch eine Studie Anfang Dezember aufgezeigt hat. In Zeiten hoher Krankheitsausfälle wird zunehmend Personal ohne formale pädagogische Ausbildung in Kitas eingesetzt. Der Rückgang des Fachkräfteanteils von knapp 76 Prozent im Jahr 2017 auf mittlerweile 72,5 Prozent pro Team verdeutlicht die prekäre Situation.
Monika Schnitzer plädiert zudem für ein Umdenken in der Unternehmenswelt: Es dürfe nicht mehr als ungewöhnlich gelten, wenn Väter ihre Arbeitszeit reduzieren, um familiäre Aufgaben gleichberechtigt zu teilen. Dies, so Schnitzer, sei entscheidend für eine moderne Arbeitskultur, von der beide Elternteile profitieren können.