Der deutsche Biotech-Riese BioNTech erweitert sein Portfolio mit einer strategischen Übernahme in China: Das Unternehmen übernimmt 100 Prozent des chinesischen Partners Biotheus, um seine Position in der Krebsforschung und -therapie auszubauen.
Für 800 Millionen Dollar sichert sich BioNTech neben den weltweiten Rechten am Antikörper-Kandidaten BNT327/PM8002 auch wertvolle Produktions- und Entwicklungskapazitäten in China.
Der Erwerb soll den Mainzer mRNA-Spezialisten entscheidend unterstützen, innovative Behandlungsmöglichkeiten für Krebspatienten weltweit voranzutreiben.
„Wir sehen enormes Potenzial darin, über die traditionellen Checkpoint-Inhibitoren hinauszugehen und für Krebspatienten neue Standards zu setzen,“ erklärt BioNTech-CEO Prof. Dr. Ugur Sahin.
Der Antikörper BNT327/PM8002 zielt auf die Moleküle PD-L1 und VEGF-A und könnte zur Behandlung von schwer therapierbaren soliden Tumoren, etwa bei Lungen- und Brustkrebs, beitragen.
Schon ab diesem Jahr sind erste Studien geplant, die den Antikörper in Kombination mit anderen BioNTech-Präparaten wie mRNA-Impfstoffen und Immunmodulatoren testen sollen.
Ein strategisches Investment in die Zukunft
Die Entscheidung für Biotheus ist weit mehr als nur ein finanzieller Zugewinn. Der chinesische Partner bringt wichtige Infrastruktur mit, darunter eine Produktionsanlage für biologische Präparate und ein Forschungszentrum.
„Mit dieser Akquisition gewinnen wir nicht nur Zugang zu einer vielversprechenden Technologie, sondern stärken auch unsere Produktionskapazitäten in einem der dynamischsten Gesundheitsmärkte der Welt,“ so Sahin weiter.
Mit dieser Übernahme festigt BioNTech seine Stellung in der globalen Biotechnologie-Landschaft. Der Schritt ist Teil der langfristigen Onkologie-Strategie, die auf die Entwicklung von Kombinationstherapien und die Kommerzialisierung neuer Krebstherapien setzt.
Nach erfolgreichem Abschluss der Übernahme im ersten Quartal 2025 könnte BioNTech damit beginnen, das erste Krebsmedikament auf den Markt zu bringen. Eine Marktzulassung wird bis 2026 angestrebt.
Kosten und Risiko: Eine Wette auf neue Therapieansätze
BioNTechs finanzielle Verpflichtungen beschränken sich dabei nicht auf die 800 Millionen Dollar Vorabzahlung. Es wurden zusätzliche Meilensteinzahlungen in Höhe von 150 Millionen Dollar vereinbart, die bei Fortschritten in der Entwicklung von BNT327/PM8002 fällig werden könnten.
Damit ist die Übernahme auch eine bedeutende finanzielle Wette auf den Erfolg dieses neuen Therapieansatzes. Der Markt für Krebstherapien ist hart umkämpft, und BioNTechs Ziel, mit seinem bispezifischen Antikörper neue Maßstäbe zu setzen, zeigt das hohe Vertrauen des Unternehmens in die eigene Forschung.
BioNTech-Aktie reagiert verhalten
Trotz der ambitionierten Zukunftspläne und der massiven Investition bleibt die Reaktion am Markt bislang zurückhaltend. Die BioNTech-Aktie zeigt sich auf XETRA um 1,08 Prozent niedriger und notiert bei 100,50 Euro, während sie an der NASDAQ um 0,70 Prozent auf 107,06 US-Dollar leicht zulegt.
Es bleibt abzuwarten, ob der Markt die strategische Bedeutung des Zukaufs langfristig anerkennen wird.
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Ein neuer Player auf dem chinesischen Gesundheitsmarkt
Mit dem Erwerb von Biotheus tritt BioNTech auch stärker in den chinesischen Gesundheitsmarkt ein, einen Bereich, in dem westliche Biotech-Unternehmen bislang vorsichtig agierten. Das chinesische Biotech-Netzwerk und die hohe Nachfrage nach innovativen Krebstherapien eröffnen BioNTech jedoch neue Wachstumschancen.
Der Bedarf an hochspezialisierten Krebstherapien ist in China enorm und wächst angesichts der alternden Bevölkerung. Die Zusammenarbeit mit lokalen Partnern und die Präsenz vor Ort könnten für BioNTech entscheidende Vorteile im Wettbewerb bieten.