14. November, 2024

Pharma

BioNTech setzt auf chinesische Expertise: Übernahme von Biotheus für fast 1 Mrd. USD

BioNTech setzt auf chinesische Expertise: Übernahme von Biotheus für fast 1 Mrd. USD

Der deutsche Biotechnologieriese BioNTech hat mit der Übernahme des chinesischen Krebsmedikamente-Herstellers Biotheus einen bedeutenden Schritt hin zur Stärkung seiner Immuntherapie-Forschung unternommen. Mit einem beeindruckenden Deal-Volumen von nahezu 1 Milliarde USD gelingt es BioNTech, Zugriff auf eine innovative Wirkstoffklasse zu erhalten, die das Potenzial besitzt, den Erfolg von Mercks Krebsmittel Keytruda zu übertreffen. Keytruda führte 2023 mit einem Umsatz von 25 Milliarden USD die Rangliste der umsatzstärksten Medikamente weltweit an.

Die Vereinbarung sieht vor, dass BioNTech an Biotheus, ansässig in der Provinz Guangdong, eine Vorauszahlung von 800 Millionen USD leistet. Zudem sind Meilensteinzahlungen in Höhe von bis zu 150 Millionen USD vorgesehen. Uğur Şahin, CEO von BioNTech, äußerte sich zuversichtlich: Die neu erworbenen Wirkstoffe könnten in verschiedenen onkologischen Anwendungsbereichen einen neuen Behandlungsstandard setzen.

Dieser Schritt steht exemplarisch für das zunehmende Interesse westlicher Pharmaunternehmen an der Innovationskraft chinesischer Firmen, die oft kostengünstiger arbeiten. Im vergangenen Jahr schlossen auch Merck, GSK und AstraZeneca Lizenzvereinbarungen in China ab, was laut UBS-Forschung zu einem Rekordinvestment von 44,1 Milliarden USD in chinesische Biotechnologieunternehmen führte.

Allerdings stellt der Markteintritt in China auch eine Herausforderung für internationale Pharmakonzerne dar. So sind mehrere Executives von AstraZeneca in Fällen verhaftet worden, die den Vorwurf des illegalen Handels mit Krebsmedikamenten beinhalten. Zudem plant die USA mit dem Biosecure Act, die Zusammenarbeit zwischen amerikanischen Pharmafirmen und wichtigen chinesischen Herstellern zu begrenzen.

Der finanzielle Erfolg mit dem Covid-19-Impfstoff, den BioNTech zusammen mit Pfizer entwickelt hat, ermöglicht dem deutschen Unternehmen nun erhebliche Investitionen in klinische Studien und den Ausbau seines Portfolios an Krebsimpfstoffen sowie zielgerichteter Chemotherapien. Trotz des Erfolgs im Bereich der Impfstoffe hat BioNTech bislang noch kein weiteres Medikament klinisch zugelassen, plant jedoch bis 2026 die Markteinführung eines Krebsmedikaments.

Bereits zuvor hatte BioNTech ein Lizenzabkommen über 55 Millionen USD mit Biotheus geschlossen. Dank der nun erfolgten Übernahme erzielt BioNTech vollständige Kontrolle über das Medikament BNT327/PM8002, das bei Lungen- und Brustkrebserkrankungen weiterentwickelt wird. Diese Wirkstoffe integrieren ein zusätzliches Element, das den VEGF, einen Faktor für das Tumorwachstum, gezielt bekämpft.

Aktien der amerikanischen Biotechnologiefirma Summit Therapeutics erlebten im September einen Anstieg von 12 auf über 30 USD, nachdem Daten veröffentlicht wurden, die zeigten, dass deren PDL-1-VEGF-Medikament Keytruda bei der Behandlung von Lungenkrebs übertroffen hat. Daraufhin stiegen auch die BioNTech-Aktien um fast 40 %, da Investoren deren neue Medikamente als vielversprechende Hoffnungsträger bewerten.