Wer beim Fliegen spart, zahlt am Ende trotzdem – nur anders. Diese Lektion lernte Business-Insider-Reporterin Joey Hadden auf zwei US-Inlandsflügen mit Delta und United. Gleiche Preisklasse, gleiche Reisedauer, aber der Unterschied im Erlebnis? Erstaunlich groß.
Für 205 US-Dollar ging es im Basistarif mit United von New York nach Denver. Für 175 US-Dollar reiste sie wenig später mit Delta von Salt Lake City nach New York zurück.
Beide Male in der sogenannten „Basic Economy“ – der Klasse, die Airlines inzwischen als Testlabor für Service-Reduktion und Zusatzgebühren nutzen.
United: Basistarif, Minimalstandard
Auf dem Flug mit United stieß Hadden schnell an die Grenzen des Komforts: Kein Handgepäck im Preis enthalten, kein selbst gewählter Sitzplatz, zusätzliche 40 Dollar für den aufgegebenen Koffer.
Der Platz war eng, die Steckdosen nur in den vorderen Reihen vorhanden – der Bordkomfort blieb insgesamt auf dem Niveau eines Billigfliegers, allerdings zum Preis einer Full-Service-Airline.
Auch das Entertainment-System enttäuschte. Zwar gab es einen Bildschirm, doch die Auswahl war dünn, der Bildschirm alt, die Fernbedienung klebrig. Die versprochenen Upgrades im Rahmen des „United Next“-Programms sind offenbar noch nicht in der Fläche angekommen.

Delta: Gleicher Tarif, spürbar besser
Der Rückflug mit Delta gestaltete sich grundlegend anders. Ein Handgepäckstück war inklusive, die Kabine geräumiger, das Bordpersonal flexibler – Hadden konnte sogar spontan auf einen besser gelegenen Flug wechseln.
Im Flieger selbst wartete ein deutlich modernerer Innenraum. Größere Sitze, mehr Beinfreiheit, funktionierender Stromanschluss – und eine umfangreiche Mediathek auf einem gestochen scharfen Touchscreen.
Besonders auffällig: Der Flug war günstiger – und fühlte sich gleichzeitig an wie ein Upgrade. Deltas Basic Economy lieferte mehr Leistung für weniger Geld. Ein strategisches Kalkül?
Strategien mit Sparklasse
Für die Airlines ist der Kampf um die Basistarife längst eine Frage der Markenpositionierung geworden. Delta positioniert sich als Premium-Anbieter – selbst im Billigtarif.
United hingegen spart dort konsequent, wo es nur geht – und kalkuliert, dass viele Passagiere ohnehin aufbuchen werden. Ein Modell, das sich rechnet, aber auf Kosten der Kundenzufriedenheit geht.
Die Fluggesellschaften setzen also nicht nur auf das Produkt „Basic Economy“, sondern auch auf psychologische Preispunkte: Wer schlecht sitzt, zahlt beim nächsten Mal freiwillig drauf – so das Kalkül.
Was Passagiere daraus lernen können
Für Reisende bedeutet das: Basic Economy ist nicht gleich Basic Economy. Je nach Airline variieren Sitzkomfort, Gepäckregeln und Servicequalität erheblich. Wer sich vom niedrigen Preis leiten lässt, bekommt nicht zwangsläufig das beste Angebot – sondern oft das teuerste Sparprodukt.
Sparklasse ist nicht sparsam – wenn sie falsch gewählt wird
Fluglinien nutzen Basic-Tarife als differenziertes Steuerungsinstrument: Wer Komfort will, soll zahlen. Wer nicht zahlt, bekommt bei manchen Airlines die rote Karte – andere versuchen, auch mit günstigen Tickets Kundentreue zu schaffen.
Dass sich der Unterschied zwischen zwei Sparflügen wie Economy und Holzklasse anfühlt, sollte daher nicht überraschen. Nur: Dass die bessere Variante auch noch günstiger war, dürfte bei United für Gesprächsbedarf sorgen.
Hinweis der Redaktion:
Die InvestmentWeek beobachtet die Entwicklungen im Luftverkehrsmarkt auch unter wettbewerbsökonomischen Gesichtspunkten. Der Trend zu immer stärker segmentierten Preismodellen bei gleichzeitiger Margenmaximierung erhöht den Druck auf die Regulierung – vor allem, wenn Transparenz und Fairness leiden.