10. Oktober, 2024

Märkte

Bill Gross: Zwischen Bullenmarkt und defensiver Neupositionierung

Bill Gross: Zwischen Bullenmarkt und defensiver Neupositionierung

Trotz der beeindruckenden Kursrallye scheint der renommierte Investor Bill Gross skeptisch bezüglich der anhaltenden Dynamik des Bullenmarktes an der Wall Street zu sein. Der als „Bond King“ bekannte Gross empfiehlt in seinem jüngsten Bericht einen strategischen Wechsel zu defensiven und höher rentierlichen Aktien, während die Marktdynamik abflacht. Gleichzeitig weist er darauf hin, dass eine niedrige Anleihenverpflichtung ratsam sei, insbesondere angesichts seiner früheren Kritik an den aktuellen Bedingungen des Treasurys.

Gross beteuert, dass zwar kein Bärenmarkt droht, doch Anleger sollten keine hohen Erwartungen an die zukünftige Rendite von Aktien haben. Stattdessen setzt er auf "niedrig positive" Erträge. Einer seiner Favoriten ist Allete, ein Unternehmen der Elektrizitätsversorgung, das in diesem Jahr um 5 % gestiegen ist. Gross prognostiziert einen weiteren Aufwärtstrend von 10 % innerhalb eines Jahres.

Besondere Aufmerksamkeit widmet Gross den MLP-Pipelines, die er immer wieder als ertragreiche Alternative zu Anleihen hervorhebt. Diese Limited Partnerships bieten laut Gross eine steuerbegünstigte Rendite von 8 %. Im Mai hatte er MLPs als fast so lohnend wie Künstliche Intelligenz bezeichnet.

Im Bereich der Treasury-Alternativen nennt Gross Annaly Capital Management, ein ertragreiches Hypotheken-REIT. Auch kommunale Einkommensfonds erscheinen ihm vielversprechend. Als Beispiel nennt er den DWS Municipal Income Trust, wobei seiner Meinung nach 20 bis 30 ähnlich attraktive Anlagefonds zur Auswahl stehen. Gegenwärtig bieten viele dieser Fonds steuerfreie Renditen von über 7 %.

Während Gross nicht mit einem baldigen Einbruch des Bullenmarktes rechnet, sieht er zahlreiche Herausforderungen am Horizont. Dazu zählen hohe Unternehmensbewertungen sowie makroökonomische und geopolitische Spannungen. Er äußert Bedenken hinsichtlich einer möglichen Anhebung der Unternehmenssteuern unter einer Kamala Harris-Präsidentschaft sowie eines gebremsten Wachstums im Falle eskalierender globaler Militärspannungen.

Außerdem verweist Gross auf die beträchtlichen Barreserven von Warren Buffett, was von einigen als Anzeichen für einen baldigen scharfen Marktrückschlag interpretiert wird. Gross sieht darin zumindest eine „holprige Straße“ voraus. Dennoch betont er einige positive Entwicklungen, wie die sinkende Inflation und die fortgesetzte Investition in Künstliche Intelligenz, die als Gegengewicht zu den genannten Risiken dienen könnten.