16. September, 2024

Wirtschaft

Bildung im Umbruch: Steuerbelastung für britische Privatschulen

Bildung im Umbruch: Steuerbelastung für britische Privatschulen

Die Entscheidung der britischen Regierung, eine Mehrwertsteuer (VAT) auf Privatschulen zu erheben, könnte dramatische Auswirkungen auf den Bildungssektor haben. Branchenexperte Duncan Swift von der renommierten Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsfirma Azets warnt vor möglichen Schulschließungen in Höhe von 10 % bis 20 % innerhalb der nächsten drei Jahre. Dies könnte bedeutende Störungen sowohl im privaten als auch im staatlichen Schulwesen verursachen. Chancellor Rachel Reeves kündigte Ende Juli an, dass ab dem 1. Januar 2025 sämtliche Bildungs-, Berufsausbildungs- und Internatsdienste von Privatschulen der standardmäßigen Mehrwertsteuer von 20 % unterliegen werden. Diese Ankündigung, die mitten im akademischen Jahr erfolgt, hat viele Schulen überrascht, da sie einen stufenweisen Anstieg bis September 2025 erwartet hatten. Eltern können auch nicht im Voraus zahlen, um die Steuererhöhung zu umgehen, denn alle ab dem 29. Juli 2024 gezahlten Gebühren für Schultermine ab dem 1. Januar 2025 werden dieser Steuer unterliegen. Die Auswirkungen dieser Regelung auf die 2600 Privatschulen des Vereinigten Königreichs und die Eltern der etwa 615.000 dort ausgebildeten Kinder sind immens. Swift prognostiziert, dass vor allem weniger bekannte Schulen, insbesondere außerhalb Londons und des Südostens, gefährdet sind. Die finanziellen Belastungen könnten zu unaufschiebbaren Schulschließungen führen, was wiederum zu einer Verdrängung von Schülerinnen und Schülern in das staatliche Schulsystem führen kann. Dies könne für die Betroffenen äußerst verstörend und emotional belastend sein. Besonders betroffen könnten frühe Bildungsphasen sein, da viele Privatschulen ihre Angebote auf den Sekundarbereich konzentrieren könnten. Erste Schließungen, wie kürzlich in Schottland, deuten bereits auf den beginnenden Trend hin. Auch in den Midlands stehen zumindest zwei Schulen vor der Verwaltung. Swift betont zudem die weitreichenden Auswirkungen auf die Gemeinden rund um diese Schulen. Privat- und Gemeindeangebote, wie die Nutzung von Schwimmbädern und Sportanlagen, stünden auf dem Spiel. Zudem stellt sich die Frage nach der zukünftigen Nutzung und Pflege denkmalgeschützter Schulgebäude. Azets rät den betroffenen Schulen dringend, professionelle Beratung in Anspruch zu nehmen und aktiv Maßnahmen zu ergreifen. Eine frühzeitige Planung könne weitere Optionen eröffnen und langfristige Schäden vermeiden. Tatenlosigkeit hingegen könnte zu erheblichen finanziellen und rechtlichen Konsequenzen führen. Die Regierung betont, dass die Abschaffung von Steuervorteilen für Privatschulen Teil ihres Engagements für Chancengleichheit sei und zur Finanzierung staatlicher Bildung priorisieren solle. Zudem werden ab April 2025 wohltätige Privatschulen in England nicht mehr von der Grundsteuer befreit und müssen ihre volle Geschäftsratenverpflichtung tragen. Diese steuerpolitischen Änderungen sollen beim Budget am 30. Oktober bestätigt werden, wobei das Office for Budget Responsibility (OBR) die Kostenschätzungen und Auswirkungen zertifizieren wird.