Die Vorstellung, dass die Welt an Intelligenz verliert, könnte mehr Realitätsnähe haben, als bisher angenommen. Jüngste Daten einer Organisation aus primär wohlhabenden Ländern zeigen alarmierende Ergebnisse: Rund ein Fünftel der Erwachsenen erreicht in Mathematik und Lesen kaum das Niveau eines Grundschulkindes. Zudem ist die Entwicklung weiterhin bedenklich. Während es in einigen Ländern leichte Verbesserungen in Mathematik gab, sind die Ergebnisse in der Lesekompetenz in den meisten Ländern gesunken, trotz einer höheren Bildungsqualifikation der Bevölkerung.
Demografische Veränderungen könnten eine Rolle spielen. Neue Einwanderer kämpfen oft mit der Sprache, während die gebürtige Bevölkerung unter den Herausforderungen des Alterns leidet. Doch selbst wenn diese Faktoren berücksichtigt werden, bleiben die Trends insbesondere in der Lesekompetenz negativ. Experten spekulieren, dass Plattformen wie Netflix, Videospiele und soziale Medien die geistige Schärfe beeinträchtigen könnten. Genau so wahrscheinlich ist es, dass Bildungssysteme einfach nicht die richtigen Akzente setzen.
Die Bedeutung grundlegender Fähigkeiten in Numeracy und Literacy bleibt trotz des schillernden Glanzes moderner Soft Skills und künstlicher Intelligenz von größter Wichtigkeit. Eine robuste Bildung in diesen Kernbereichen sichert nicht nur bessere Einkünfte, sondern fördert auch Gesundheit, Zufriedenheit und Vertrauen gegenüber Mitmenschen. Die Kluft zwischen den Bestqualifizierten und jenen mit Nachholbedarf wächst weiter, nicht weil Erstere besser werden, sondern weil Letztere zurückfallen. In großem Maßstab sind diese Trends besorgniserregend.
Zwei Hauptansätze bieten sich zur Verbesserung an. Zum einen sollte der Fokus darauf liegen, Unterrichtsmethoden für Kinder zu optimieren. England zeigt, dass jüngere Erwachsene durch strengere Prüfungen und Reformen beim Schulabgangsmanagement in internationalen Vergleichen aufsteigen können. Zum anderen müssen bestehende Systeme zur Erwachsenenbildung modernisiert werden. Diese bieten Schulabbrechern eine zweite Chance und unterstützen Berufswechsler sowie Migranten bei der Integration. Zu oft jedoch werden diese Programme durch unzureichende Budgets limitiert, da man die Herausforderung und den Nutzen unterschätzt.
Die besessene Ausrichtung auf akademische Abschlüsse schwächt die Förderung anderer Bildungsangebote für Erwachsene. Abschlüsse verlieren an Aussagekraft, und selbst manche Hochschulabsolventen enttäuschen mit Fähigkeiten, die kaum über Grundschulniveau hinausreichen. Während immer mehr ältere Menschen bereit wären, ohne kostspielige und lange Universitätskurse zurück ins Klassenzimmer zu kehren, fehlen häufig geeignete Alternativen. Hier Maßnahmen zu beschleunigen, scheint ein kluger Schachzug zu sein.