Die Nachricht schlug in Brüssel wie eine Bombe ein: 800 Millionen Euro Strafe für Apple und Meta. Wegen Verstoßes gegen das europäische Digital Markets Act – das neue Gesetzespaket, mit dem die EU den Einfluss marktbeherrschender Digitalplattformen eindämmen will.
Was wie ein regulierungspolitischer Routinefall aussieht, entwickelt sich zur nächsten Front im globalen Machtkampf um Kontrolle, Daten und Marktanteile. Und auch Washington redet mit. Lautstark.
Strafzahlungen als Nebengeräusch?
Für Apple und Meta sind 800 Millionen Euro rein buchhalterisch Peanuts. Apple erzielt jährlich fast 94 Milliarden Dollar Gewinn, Meta immerhin knapp 24 Milliarden. Trotzdem wittern beide Konzerne eine gezielte Attacke europäischer Wettbewerbshüter auf den US-Digitalsektor.
Meta nennt die Strafe „einen Angriff auf Amerika“. Apple spricht von einem „schweren Eingriff in Datenschutz, Produktsicherheit und Innovationskraft“. Hinter diesen Formulierungen steckt Strategie. Denn zur gleichen Zeit verschärft Washington unter Präsident Trump die Tonlage gegen Brüssel.
Trump: Schirmherr und Gegner zugleich
Der republikanische Präsident hat bereits im Februar verlautbart, US-Konzerne gegen "ausländische Erpressung" zu verteidigen. Sein Team verknüpft das Thema mit den geplanten neuen US-Zöllen auf europäische Produkte – 20 Prozent stehen im Raum.
Die Hoffnung: Brüssel zieht seine Strafen zurück, Washington verzichtet im Gegenzug auf neue Handelsbarrieren. Ein politisches Patt als Verhandlungsmasse.
Doch so einfach ist es nicht. Denn ausgerechnet die US-Regierung selbst steht derzeit in einem massiven Kartellverfahren gegen Meta. Auch Apple muss sich in den USA gegen den Vorwurf der Wettbewerbsverzerrung verteidigen.
Und Trump schließt nicht aus, eigene regulatorische Schritte gegen Big Tech zu gehen. Die Devise scheint zu lauten: Disziplinierung ja – aber aus amerikanischer Hand.
Lesen Sie auch:

Zwischen Brüssel und Washington: Big Tech auf dem Seil
Für Apple und Meta wird der Spagat zur Zitterpartie. In Europa droht regulatorischer Strukturwandel: Apple soll seine App-Store-Monopolstellung öffnen, Meta muss seine Datennutzung reformieren. In den USA wankt das politische Wohlwollen.
Trump schwankt zwischen protektionistischem Instinkt und populistischem Anti-Tech-Kurs. Und China? Könnte in Trumps Zollschach ebenfalls eine Rolle spielen. Facebook etwa verliert Milliarden durch sinkende chinesische Werbebudgets.
Ein geopolitischer Wirtschaftskrimi
Was als Regulierung begann, ist längst zu einem geopolitischen Verhandlungsspiel geworden. Apple und Meta sind nicht nur Unternehmen, sondern Machtfaktoren.
Und die Frage, wer ihre Regeln setzt, wird zum Lackmustest der digitalen Souveränität – für Europa, für die USA, und für die Zukunft der globalen Digitalwirtschaft.