Kurz vor dem Ende seiner Amtszeit zieht Joe Biden mit schärferen Sanktionen gegen Russland neue Register. Künftig soll die Menge an Öl, die Russland auf den Weltmarkt bringen kann, drastisch eingeschränkt werden. Dies sei ein Schritt, den Kritiker von Biden bereits seit geraumer Zeit forderten, dem er sich bisher jedoch verweigerte, um mögliche Erhöhungen der globalen Ölpreise und damit verbundene Belastungen für US-Bürger zu vermeiden. Im Fokus der neuen Maßnahmen steht insbesondere die sogenannte "Schattenflotte" von Öltankern Russlands, die bisherige Sanktionen geschickt umging. Zusätzlich nehmen die Sanktionen russische Ölproduzenten, Schifffahrtsunternehmen, Dienstleister im Ölsektor und Händler ins Visier. Ein hoher Beamter der Verwaltung erklärte selbstbewusst, dass keinerlei Stufen der Produktions- und Vertriebskette unberührt blieben. Seit Beginn des Ukraine-Konflikts 2022 verfolgt der Westen eine begleitende Sanktionsstrategie gegenüber Russland. Diese Maßnahmen haben die Wirtschaftskraft Russlands zwar geschwächt, aber nicht dessen Fähigkeit, den fortwährenden Krieg aufrechtzuerhalten. Ölverkäufe spielen für Russlands militärische Stärke hierbei die zentrale Rolle. Der baldige Präsident Donald Trump sieht in den verschärften Sanktionen womöglich ein Verhandlungsmittel gegenüber Russland, sollte er diese beibehalten. Trump, der einst behauptete, den Russland-Ukraine-Konflikt binnen 24 Stunden beilegen zu können, revidierte später seine Einschätzung. Gespräche und Treffen mit Wladimir Putin ließen dennoch auf sich warten. Analysten rechnen damit, dass Putin auf günstigere Bedingungen unter Trumps Präsidentschaft spekuliert. Eine rasche Friedenslösung scheint jedoch nach wie vor in weiter Ferne zu liegen. Sollten die verschärften Maßnahmen jedoch Russlands Öleinnahmen drastisch senken, könnte sich die ökonomische Lage dort weiter verschärfen. Die Krux besteht darin, dass härtere Sanktionen auf den russischen Ölmarkt auch das weltweite Ölangebot reduzieren und somit die Preise ansteigen lassen könnten. Bereits nach Verkündung der neuen Sanktionen stieg der Preis für Brent-Öl um etwa 5%. Eine solche Preisentwicklung könnte Russland trotz Sanktionen mehr Einnahmen bescheren. Biden rechtfertigt die neuen Sanktionen mit einer veränderten Energiepolitik und einer gesteigerten Ölproduktion in Nord- und Südamerika. Nun liegt es an Trump, die Sanktionen konsequent einzuhalten und die ökonomischen Schlüsse daraus zu ziehen.