Nach einem unglücklichen Auftritt von US-Präsident Joe Biden im TV-Duell gegen Donald Trump stehen die Demokraten vor einer möglichen Neuausrichtung ihrer Wahlstrategie. Sudha David-Wilp vom German Marshall Fund Berlin erklärte im ZDF-Morgenmagazin, dass Panik innerhalb der Partei herrsche. Sie halte eine erneute Nominierung beim Parteitag im August oder sogar früher für möglich.
Michael Link (FDP), Transatlantik-Beauftragter der Bundesregierung, äußerte im Tagesspiegel, dass die Demokraten auf ihrem Parteitag entscheiden müssten, ob Biden die richtige Wahl sei. Ein Kandidat oder eine Kandidatin, der oder die die Mitte der Gesellschaft anspricht und die tiefe Polarisierung in den USA überwinden kann, sei unverzichtbar.
Das TV-Duell am Donnerstag wurde als entscheidender Test für den 81-jährigen Biden gesehen. Während der 90-minütigen Debatte verhaspelte er sich jedoch häufig und wirkte kraftlos. Trump hingegen setzte seine gewohnt aggressive Rhetorik fort und wiederholte alte Vorwürfe und Unwahrheiten.
"Es war eigentlich ironisch, weil Präsident Biden diese Debatte wollte", erklärte David-Wilp. Doch dieser Versuch ging offenbar nach hinten los. Beim Parteitag in Chicago soll Biden offiziell als Kandidat nominiert werden, wenngleich auch Vizepräsidentin Kamala Harris als Alternative genannt wird. Harris jedoch kämpft ebenfalls mit niedrigen Zustimmungswerten.
Link mahnte, Europa müsse sich auf eine mögliche Wiederwahl Trumps vorbereiten und die NATO sowie die EU stärken. Trumps außenpolitische Aussagen, wie die NATO als eine Art Sicherheitsfirma zu sehen, seien beunruhigend und erforderten proaktive Maßnahmen seitens Europas.