In einer richtungsweisenden Entscheidung hat Präsident Joe Biden den Verkauf von U.S. Steel an den japanischen Stahlgiganten Nippon Steel blockiert und damit sein Versprechen bekräftigt, den traditionsreichen Stahlkonzern in amerikanischem Besitz zu halten. Damit folgt das Weiße Haus der Empfehlung des Committee on Foreign Investment in the U.S. (CFIUS), welches die geplante Transaktion, die mit 14,1 Milliarden Dollar beziffert wird, monatelang auf mögliche nationale Sicherheitsrisiken hin überprüft hatte.
Das Weiße Haus erteilte den beteiligten Unternehmen die Order, den Deal innerhalb von 30 Tagen abzubrechen, es sei denn, CFIUS gewährt eine Fristverlängerung. Biden unterstrich in einer Erklärung die Bedeutung großer amerikanischer Unternehmen für die nationale Stahlproduktion und deren Rolle als Verteidiger nationaler Interessen. Nippon Steel, der viertgrößte Stahlhersteller weltweit, hätte mit der Übernahme einen bedeutenden Eintritt in den US-Markt angestrebt, wo Zölle die Preise im Vergleich zum Rest der Welt hochhalten.
Die Absage des Deals ist ein Indikator für die protektionistische Neigung der amerikanischen Wirtschaftspolitik. Seit Jahrzehnten kaufen und verkaufen ausländische Unternehmen amerikanische Stahlunternehmen, doch diese Entscheidung könnte die künftige Strategie von U.S. Steel trüben. Exekutivvertreter des 124 Jahre alten Unternehmens deuteten an, dass ohne Vollzug der Übernahme Werksschließungen und Produktionsverlagerungen drohen könnten. U.S. Steel ist der drittgrößte Stahlproduzent der USA mit einem Schwerpunkt auf Blechstählen für die Automobil-, Haushaltsgeräte- und Bauindustrie.
Gleichzeitig markiert Bidens Entscheidung einen Sieg für die Gewerkschaft United Steelworkers, die sich vehement gegen die Transaktion ausgesprochen hatte. Gewerkschaftsführer warnten davor, dass ein Besitzerwechsel die amerikanische Stahlproduktion schwächen und Arbeitsplätze gefährden könnte. Diese Position hat maßgeblich dazu beigetragen, dass andere demokratische Politiker die Übernahme nicht unterstützten, um einen Bruch mit einem einflussreichen Partner der organisierten Arbeiterschaft zu vermeiden.
Trotz der engen Verbundenheit Japans als einer der größten ausländischen Investoren in den USA und einem engen Verbündeten hat Nippon Steel argumentiert, dass der Deal keine Bedrohung für die amerikanische nationale Sicherheit darstelle. Der Konzern aus Tokio steht nun vor der Verpflichtung, U.S. Steel eine Vergütungszahlung von 565 Millionen Dollar zu leisten, sollte die Transaktion tatsächlich scheitern.