25. September, 2024

Wirtschaft

Bettina Orlopp: Die neue CEO der Commerzbank setzt auf Standhaftigkeit gegen Übernahme

Bettina Orlopp: Die neue CEO der Commerzbank setzt auf Standhaftigkeit gegen Übernahme

Die Commerzbank hat am Dienstag Bettina Orlopp als neue Vorstandsvorsitzende angekündigt. Orlopp, derzeit Finanzvorständin der Bank, soll bald Manfred Knof ablösen. Mit Orlopps Ernennung strebt die zweitgrößte börsennotierte Bank Deutschlands an, sich gegen eine mögliche Übernahme durch Italiens UniCredit zu wehren. Knof, der 2021 zur Commerzbank kam und bereits massive Kostensenkungen durch Vorstandsumbildungen und Filialschließungen durchführte, wird nach Vertragsende 2025 nicht verlängern. Orlopp, die seit einem Jahrzehnt bei der Commerzbank tätig ist und vor ihrer jetzigen Position als Partnerin bei McKinsey arbeitete, teilt diese Ansicht. Laut Quellen des Financial Times lehnt sie einen Zusammenschluss mit UniCredit strikt ab. UniCredit besitzt derzeit 9 Prozent der Commerzbank-Anteile und strebt an, diese Beteiligung mit regulatorischer Zustimmung auf 21 Prozent zu erhöhen. Bedenken gegen eine Übernahme könnten laut Experten darin liegen, dass ein Kontrollwechsel die Kreditvergabe der Commerzbank an deutsche mittelständische Unternehmen, das Rückgrat der deutschen Wirtschaft, untergraben könnte. Die Integration beider Unternehmen könnte ebenfalls Jahre in Anspruch nehmen. Diese Ansicht wird auch vom deutschen Regierung vertreten, die gegen eine Akquisition durch UniCredit ist. Bundeskanzler Olaf Scholz bezeichnete hostile Übernahmen als schädlich für den Bankensektor und bekräftigte die ablehnende Haltung der Regierung. In ihrer ersten Stellungnahme als designierte CEO betonte Orlopp die bevorstehenden Herausforderungen und zeigte sich zuversichtlich, diese erfolgreich zu meistern. Sie wird weiterhin Finanzvorständin bleiben, bis ein Nachfolger gefunden ist. Michael Kotzbauer, der die Unternehmenskundensparte der Commerzbank leitet und ebenfalls Bedenken gegenüber einer UniCredit-Übernahme teilt, wurde zum stellvertretenden CEO ernannt. UniCredit erwarb kürzlich weitere 11,5 Prozent der Commerzbank-Aktien durch Derivatepositionen, die nach regulatorischer Genehmigung abgewickelt werden. Die italienische Bank hält sich alle Optionen offen: Beibehaltung der aktuellen Beteiligung, Verkauf oder Erhöhung. Commerzbank-Insider sehen in einer vollständigen Übernahme und einer Fusion mit UniCredits deutscher Tochter HypoVereinsbank das bevorzugte Szenario der Italiener. Knof, dessen Amtszeit von heftigen internen Kämpfen bei Deutsche Bank geprägt war, hinterlässt eine gestraffte und gewinnsteigernde Commerzbank – die Aktien haben sich verdreifacht, Dividenden wurden erhöht und erstmals seit 154 Jahren Rückkäufe eingeläutet.