23. Januar, 2025

Education

Betrug auf Booking.com: Wie gefälschte Anzeigen den Traumurlaub ruinieren

Drei irische Familien buchen eine luxuriöse Unterkunft in den Tiroler Alpen. Doch vor Ort erwartet sie der Schock: Die gebuchte Villa ist bereits belegt, der Vermieter ahnungslos. Ein Blick hinter die Kulissen des Buchungsportals zeigt gravierende Sicherheitslücken.

Betrug auf Booking.com: Wie gefälschte Anzeigen den Traumurlaub ruinieren
Die gefälschten Inserate boten Traumchalets zu unrealistisch niedrigen Preisen an – ein klares Warnsignal.

Von der Urlaubsfreude zur Enttäuschung

Der 1. Januar 2025 sollte der Beginn eines unvergesslichen Urlaubs für drei irische Familien werden. In Dublin gestartet, mieten sie einen Bus, um nach einer zweistündigen Fahrt in Tirol anzukommen.

Ziel: ein Traumchalet mit Alpenpanorama, Sauna und Bibliothek. Kosten: 1000 Euro pro Nacht.

Doch vor Ort erleben sie das Gegenteil von Luxus. Die Türen des Chalets bleiben verschlossen. Eine andere Familie bewohnt die Unterkunft, und der Vermieter weiß nichts von einer Buchung.

Schnell wird klar: Die Familien sind Betrügern aufgesessen, die gefälschte Anzeigen auf Booking.com eingestellt hatten.

Wie Betrüger die Plattform ausnutzen

Das Chalet, das zum Ziel der Betrüger wurde, gehört dem Unternehmer Philipp Depiereux. Seine Anzeige auf Booking.com war die Vorlage für die Fälschung. Die Betrüger kopierten Fotos, Bewertungen und die Beschreibung der Unterkunft.

Die Betrüger kopierten Fotos und Bewertungen einer echten Unterkunft, um Urlauber zu täuschen.

Sogar Rezensionen von anderen Plattformen wurden übernommen, um den Anschein von Glaubwürdigkeit zu wahren.

Der Unterschied? Die gefälschten Anzeigen boten die Unterkunft zu einem deutlich niedrigeren Preis an und verlangten eine Kontaktaufnahme per WhatsApp vor der Buchung.

Über diesen Kanal wurden die Opfer angewiesen, eine Zahlung auf ein spanisches Bankkonto zu leisten – außerhalb der sicheren Transaktionssysteme von Booking.com.

Sicherheitslücken bei Booking.com

Depiereux selbst erlebte die Auswirkungen der Sicherheitslücken hautnah. Immer wieder erhielt er Anfragen von potenziellen Gästen, die sich vergewissern wollten, ob seine Anzeige echt sei.

Seine eigene Buchung durchlief ein strenges Prüfverfahren: Videoanrufe, Adressverifizierung per Post und weitere Kontrollen waren notwendig, bevor die Anzeige live ging.

Die Betrüger hingegen schalteten ihre gefälschte Anzeige scheinbar problemlos. Booking.com erklärte dazu, man nutze „hochentwickelte Tools“, um Angebote zu überprüfen. Was genau diese Maßnahmen sind, bleibt unklar.

Oliver Buttler von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg kritisiert: „Die Plattform überprüft nur einen Bruchteil der Unterkünfte. Bei Millionen Inseraten ist es fraglich, ob die Sicherheitsmaßnahmen überhaupt flächendeckend eingehalten werden.“

Verbraucherschützer fordern strengere Kontrollen durch Plattformbetreiber wie Booking.com.

Verbraucherschutz und Plattformhaftung

Der Fall zeigt eine grundsätzliche Schwachstelle: Plattformen wie Booking.com sehen sich lediglich als Vermittler und übernehmen wenig Verantwortung für Betrugsfälle.

Der Digital Services Act (DSA) der EU, der seit 2024 greift, verpflichtet Plattformen zwar zur Entfernung illegaler Inhalte, greift jedoch oft zu spät – nämlich erst, wenn der Betrug bereits geschehen ist.

Eine Plattform ohne Alternativen

Für die Hotelbranche ist Booking.com unverzichtbar. In Deutschland lief 2023 ein Drittel aller Buchungen über Plattformen, davon mehr als 70 Prozent über Booking.com. „Die Abhängigkeit ist groß“, sagt Tobias Warnecke vom Hotelverband Deutschland.

Doch für betrogene Gäste wie die irischen Familien bleibt der Schaden. „Wir haben unser Geld verloren“, resümieren sie. Für ihren nächsten Urlaub in den Alpen hoffen sie auf mehr Sicherheit – und weniger Ärger mit betrügerischen Anzeigen.

Das könnte Sie auch interessieren:

“Stargate” - Das Milliardenprojekt der Tech-Riesen
In einem bahnbrechenden Vorstoß kündigen OpenAI, Softbank und Oracle an, massiv in die US-KI-Infrastruktur zu investieren, um das amerikanische Technologieökosystem zu revolutionieren und zukünftige Arbeitsplätze zu schaffen.