18. Januar, 2025

Wirtschaft

Betriebsräte in Deutschland: Ein schwindendes Modell?

Betriebsräte in Deutschland: Ein schwindendes Modell?

Deutschlands Unternehmenslandschaft sieht sich einer bemerkenswerten Entwicklung gegenübergestellt: Der Anteil der Betriebe mit Betriebsräten sinkt kontinuierlich. Eine aktuelle Studie des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) Köln, zitiert von der „Welt am Sonntag“, zeigt, dass nur noch sieben Prozent der Unternehmen über eine solche Arbeitnehmervertretung verfügen. Wurden vor nahezu drei Jahrzehnten in der Privatwirtschaft noch fast die Hälfte der Beschäftigten von Betriebsräten vertreten, ist es heute lediglich ein Drittel. Diese Tendenz bestätigt auch das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) für das Jahr 2023. Christiane Benner, Vorsitzende der IG Metall, beschreibt diese Entwicklung als eine „Erosion der Mitbestimmung“. Zur Stärkung der Betriebsratskultur fordert sie einen stärkeren Kündigungsschutz für Initiatoren von Betriebsratswahlen sowie härtere Sanktionen gegen Behinderer dieser Wahlen. Ein Rückgriff auf das Betriebsverfassungsgesetz scheint hierbei notwendig, obwohl es von Arbeitgebervertretern wie Steffen Kampeter als überholt und bürokratisch wahrgenommen wird. Kampeter hingegen bringt „Mitarbeitervertretungen“ ins Spiel, die moderner und unkomplizierter in der Unternehmensstruktur verankert werden könnten, den Gewerkschaften fehlen hierbei jedoch wesentliche Rechte. Auffällig ist die Branchenverteilung: Besonders stark vertreten sind Betriebsräte in Bereichen wie Bergbau, Investitions- und Gebrauchsgüter sowie im Gesundheits- und Sozialwesen. Die öffentliche Verwaltung nimmt mit ihren Personalräten eine Vorreiterrolle ein. Demgegenüber sind in den Sektoren Information und Kommunikation sowie Teilen des Dienstleistungsbereiches Betriebsräte eher rar gesät, was ihre Schlüsselfunktion in der Arbeitswelt von morgen einmal mehr unterstreicht.