30. Januar, 2025

Wirtschaft

Betreuung als Zitterpartie: Eltern kämpfen mit unzuverlässigen Zeiten

Betreuung als Zitterpartie: Eltern kämpfen mit unzuverlässigen Zeiten

Die Betreuungssituation für erwerbstätige Eltern ist im letzten Jahr zu einer wahren Herausforderung geworden. Eine aktuelle Umfrage der Hans-Böckler-Stiftung zeigt, dass im vergangenen Herbst eine Mehrheit von ihnen mit verkürzten oder komplett ausfallenden Betreuungszeiten konfrontiert war. Von den befragten 1.000 Eltern mit Kindern in Betreuungseinrichtungen berichteten rund 60 Prozent von kurzfristigen Schließungen in Schulen oder Kitas. Besonders alarmierend ist, dass 29 Prozent der Eltern von zwei oder mehr ausgefallenen Betreuungstagen innerhalb von drei Monaten betroffen waren. Knapp vier Prozent erlebten gar mehr als zehn Tage ohne Betreuungsmöglichkeiten. Gründe für die Ausfälle lagen häufig in Personalmangel oder Krankheitsfällen. Nicht überraschend bevorzugt diese Situation vor allem Mütter, die oft ihre Arbeit zugunsten der Betreuung reduzieren mussten. Frauen tragen wieder einmal die Hauptlast: 64 Prozent der Männer in heterosexuellen Partnerschaften nutzten die Bereitschaft ihrer Partnerin, um Betreuungslücken zu schließen. Unter den betroffenen Frauen gaben 48 Prozent an, dass ihre Partner einsprangen. Insgesamt berichteten 40 Prozent der Mütter und 33 Prozent der Väter von einer temporären Arbeitszeitreduzierung, um die Betreuung zu gewährleisten. Bettina Kohlrausch, die wissenschaftliche Direktorin des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung, warnte vor den langfristigen Auswirkungen dieser Situation auf die Gleichberechtigung im Arbeitsmarkt. Sie wies darauf hin, dass geringere Erwerbsarbeitszeiten den Zugang zu Weiterbildungsmaßnahmen erschweren könnten. Kohlrausch forderte den Staat auf, sich den doppelten Herausforderungen bei der Kinderbetreuung zu stellen: Der Ausbau von Betreuungsangeboten sei ebenso erforderlich wie die Sicherstellung der Qualität und Zuverlässigkeit der bestehenden Strukturen. Angesichts der personellen Engpässe zeigte sie sich besorgt über die aktuelle Ausstattung von Betreuungseinrichtungen.