09. April, 2025

Quartalszahlen

Bertelsmann verlagert Gewicht nach Westen

Der Medienriese erzielt erstmals mehr Umsatz in den USA als in Deutschland. Konzernchef Thomas Rabe will den Kurs trotz politischer Risiken fortsetzen – und spart weiter am Heimatmarkt.

Bertelsmann verlagert Gewicht nach Westen
Fast 40 Prozent des Gewinns erwirtschaftet Bertelsmann inzwischen in den USA – dem politisch unberechenbarsten Markt des Konzerns.

Bertelsmanns Geschäft wandert über den Atlantik

Für Bertelsmann war 2024 ein Jahr der strategischen Zäsur: Zum ersten Mal in der Konzerngeschichte kam mehr Umsatz aus Nordamerika als aus Deutschland.

29 Prozent der Erlöse stammten aus den USA, der Heimatmarkt liegt mit 27 Prozent nur noch auf Platz zwei. In Zahlen: 40 Prozent des Konzerngewinns wurden jenseits des Atlantiks erwirtschaftet.

Bertelsmanns Chef stellt klar: Die Zukunft liegt in den USA

Konzernlenker Thomas Rabe, seit 2012 im Amt, will diese Verschiebung weiter vorantreiben.

"Nordamerika hat für uns eine überragende Bedeutung", sagte er am Montag.

Fast die Hälfte der Investitionen fließt bereits in den US-Markt – allein im Februar wurden zwei Logistikfirmen dort übernommen. Rabe rechnet mit einem weiteren Anstieg des US-Anteils am Gesamtumsatz auf über 30 Prozent.

Gegenwind aus dem Weißen Haus? Rabe bleibt stur

Trotz politischer Unsicherheiten unter US-Präsident Donald Trump will Rabe am Kurs festhalten. Zwar trübt sich das wirtschaftliche Umfeld laut Bertelsmann ein, doch der Konzern setzt weiter auf den größten Medien- und Bildungsmarkt der Welt.

Forderungen nach einer Einschränkung von Diversitätsprogrammen, wie sie in den USA an europäische Unternehmen herangetragen wurden, weist Rabe zurück:

"Vielfalt ist der Treiber von Kreativität und Unternehmertum."

Deutschland verliert an Strahlkraft – auch für Bertelsmann

Während Bertelsmann international investiert, bleibt Deutschland auf Sparflamme. "Wir wären bereit, noch mehr Geld in Deutschland zu investieren", so Rabe.

Thomas Rabe, Bertelsmann-CEO seit 2012: Lenkt den Konzern konsequent in Richtung Internationalisierung – doch sein Fokus auf Wachstumsmärkte wie die USA wirft Fragen zur Rolle Deutschlands als Heimatstandort auf.

Aber Genehmigungsverfahren, hohe Kosten und eine unflexible Verwaltung verhinderten dies. Logistikkunden ließen sich zunehmend aus Polen oder den Niederlanden beliefern.

RTL schwächelt, BMG und Bildung wachsen

Der Konzernumsatz sank 2024 leicht auf 19 Milliarden Euro. Hauptgrund: Der Verkauf der Majorel-Beteiligung. Organisch wuchs Bertelsmann dennoch um 3,3 Prozent.

Das Musikgeschäft BMG legte um 8,1 Prozent zu, das Bildungsgeschäft um knapp zehn Prozent. Beide Segmente sind margenstark. Die RTL-Gruppe hingegen schrumpft weiter: Die Marge fiel auf 16,8 Prozent.

Rabes Abgang ist beschlossen, die Nachfolge offen

Ende 2026 ist für Thomas Rabe Schluss bei Bertelsmann. Seine Nachfolge soll innerhalb der nächsten zwölf Monate geregelt werden. Im Gespräch sind die Enkelsöhne des Patriarchen Reinhard Mohn: Carsten und Thomas Coesfeld. Rabe will bis dahin die Weichen für die nächste Wachstumsphase stellen – mit Blick auf neue Märkte wie Indien und Mexiko.