Bertelsmanns Geschäft wandert über den Atlantik
Für Bertelsmann war 2024 ein Jahr der strategischen Zäsur: Zum ersten Mal in der Konzerngeschichte kam mehr Umsatz aus Nordamerika als aus Deutschland.
29 Prozent der Erlöse stammten aus den USA, der Heimatmarkt liegt mit 27 Prozent nur noch auf Platz zwei. In Zahlen: 40 Prozent des Konzerngewinns wurden jenseits des Atlantiks erwirtschaftet.
Bertelsmanns Chef stellt klar: Die Zukunft liegt in den USA
Konzernlenker Thomas Rabe, seit 2012 im Amt, will diese Verschiebung weiter vorantreiben.
"Nordamerika hat für uns eine überragende Bedeutung", sagte er am Montag.
Fast die Hälfte der Investitionen fließt bereits in den US-Markt – allein im Februar wurden zwei Logistikfirmen dort übernommen. Rabe rechnet mit einem weiteren Anstieg des US-Anteils am Gesamtumsatz auf über 30 Prozent.
Gegenwind aus dem Weißen Haus? Rabe bleibt stur
Trotz politischer Unsicherheiten unter US-Präsident Donald Trump will Rabe am Kurs festhalten. Zwar trübt sich das wirtschaftliche Umfeld laut Bertelsmann ein, doch der Konzern setzt weiter auf den größten Medien- und Bildungsmarkt der Welt.
Forderungen nach einer Einschränkung von Diversitätsprogrammen, wie sie in den USA an europäische Unternehmen herangetragen wurden, weist Rabe zurück:
"Vielfalt ist der Treiber von Kreativität und Unternehmertum."
Deutschland verliert an Strahlkraft – auch für Bertelsmann
Während Bertelsmann international investiert, bleibt Deutschland auf Sparflamme. "Wir wären bereit, noch mehr Geld in Deutschland zu investieren", so Rabe.

Aber Genehmigungsverfahren, hohe Kosten und eine unflexible Verwaltung verhinderten dies. Logistikkunden ließen sich zunehmend aus Polen oder den Niederlanden beliefern.
RTL schwächelt, BMG und Bildung wachsen
Der Konzernumsatz sank 2024 leicht auf 19 Milliarden Euro. Hauptgrund: Der Verkauf der Majorel-Beteiligung. Organisch wuchs Bertelsmann dennoch um 3,3 Prozent.
Das Musikgeschäft BMG legte um 8,1 Prozent zu, das Bildungsgeschäft um knapp zehn Prozent. Beide Segmente sind margenstark. Die RTL-Gruppe hingegen schrumpft weiter: Die Marge fiel auf 16,8 Prozent.
Rabes Abgang ist beschlossen, die Nachfolge offen
Ende 2026 ist für Thomas Rabe Schluss bei Bertelsmann. Seine Nachfolge soll innerhalb der nächsten zwölf Monate geregelt werden. Im Gespräch sind die Enkelsöhne des Patriarchen Reinhard Mohn: Carsten und Thomas Coesfeld. Rabe will bis dahin die Weichen für die nächste Wachstumsphase stellen – mit Blick auf neue Märkte wie Indien und Mexiko.