05. Oktober, 2024

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Bernard Arnault unter Beschuss: Medienverbot löst heftige Kritik aus

LVMH-Chef Bernard Arnault hat ein striktes Kontaktverbot zu bestimmten Medien verhängt. Nun werfen ihm französische Journalisten vor, die Pressefreiheit zu untergraben.

Bernard Arnault unter Beschuss: Medienverbot löst heftige Kritik aus
Arnault unter Druck: Das umstrittene Memo von LVMH-Chef Bernard Arnault, das leitenden Mitarbeitern den Kontakt zu kritischen Medien verbietet, löst heftige Kritik von Journalistengewerkschaften und der Öffentlichkeit aus.

Bernard Arnault, der mächtige Chef des Luxuskonzerns LVMH, sieht sich mit einer Welle der Empörung konfrontiert. Grund dafür ist ein internes Memo, das er im Januar an leitende Mitarbeiter seines Unternehmens verschickt hat. Darin untersagt Arnault jeglichen Kontakt zu bestimmten Medien – darunter auch kritische Publikationen wie Médiapart und Le Canard Enchaîné.

Die Reaktionen ließen nicht lange auf sich warten. Journalistengewerkschaften mehrerer führender französischer Medien, darunter Le Monde und AFP, kritisierten Arnault scharf und werfen ihm einen Angriff auf die Pressefreiheit vor.

„Absolutes Verbot“: Arnaults harter Kurs

Im Memo, das erst Anfang September öffentlich bekannt wurde, schreibt Arnault unmissverständlich: „Ich verurteile formell jedes Verhalten, das mit der Weitergabe von Informationen an skrupellose Journalisten in Einklang steht.“ Die betroffenen Mitarbeiter sollen auf keinen Fall mit den Journalisten von sieben ausgewählten Medienhäusern sprechen.

Ein klarer Verstoß gegen diese Anweisung würde als schwerwiegender Verstoß geahndet, so Arnault weiter. Das Memo wurde an alle leitenden Angestellten der LVMH-Gruppe geschickt, die Marken wie Louis Vuitton und Dior umfasst.

Doch für viele Medienvertreter geht dieses Vorgehen zu weit. In einem offenen Brief, der in Le Monde veröffentlicht wurde, betonten die Journalistengewerkschaften die zentrale Rolle der Presse:

„Die Aufgabe der Medien ist es, zu informieren, nicht die offizielle Kommunikation von Unternehmen zu verbreiten.“

Arnaults Versuch, die Medienberichterstattung über LVMH zu kontrollieren, sei nicht nur ein Angriff auf die Pressefreiheit, sondern auch eine Bedrohung für die demokratische Ordnung, heißt es in dem Brief.

Auch eigene Publikationen rebellieren

Besonders bemerkenswert: Auch Mitarbeiter von Les Echos und Le Parisien, beides Zeitungen, die Arnault gehören, unterzeichneten den offenen Brief. Damit stellen sich Journalisten aus seinem eigenen Haus offen gegen den Milliardär.

Les Echos hatte schon 2022 für Schlagzeilen gesorgt, als die Redaktion gegen die Einflussnahme von Arnault auf den Chefredakteur protestierte. Damals warfen die Journalisten Arnault vor, die redaktionelle Unabhängigkeit zu untergraben, um seine Geschäftsinteressen zu schützen.

Diese Spannungen machen deutlich, wie sensibel das Verhältnis zwischen Arnault und der Presse schon seit längerer Zeit ist. In einer Medienlandschaft, die zunehmend von milliardenschweren Eigentümern dominiert wird, bleibt der Konflikt zwischen redaktioneller Unabhängigkeit und unternehmerischem Einfluss ein zentrales Thema.

Pressefreiheit in Gefahr?

Das Vorgehen von Arnault wird von vielen als Versuch gewertet, kritische Berichterstattung über seine Unternehmen zu unterdrücken. Laut dem Memo stehen besonders investigative Medien wie Médiapart und Le Canard Enchaîné im Fadenkreuz – Publikationen, die in der Vergangenheit nicht davor zurückschreckten, auch die dunklen Seiten des Luxusimperiums LVMH offenzulegen.

Die Journalistengewerkschaften betonen in ihrem Schreiben, dass es das Recht der Mitarbeiter sei, frei mit Medienvertretern zu kommunizieren – selbst wenn diese kritische Berichte über das Unternehmen veröffentlichen.

„Die Verpflichtung zur Loyalität gegenüber dem Arbeitgeber darf nicht dazu führen, dass grundlegende Rechte wie die Meinungsfreiheit ausgehöhlt werden“, so die Gewerkschaften.

Ein weiterer Aspekt, der in der Debatte aufkommt, ist der Schutz von Whistleblowern. Das Kontaktverbot könnte potenziellen Hinweisgebern den Zugang zu Journalisten erschweren und so eine wichtige Säule der investigativen Berichterstattung untergraben, so der Vorwurf.

Ein zunehmend angespannter Medienmarkt

Der Fall Arnault steht stellvertretend für eine größere Entwicklung in der französischen Medienlandschaft. Viele der großen Medienhäuser gehören mittlerweile Milliardären, die ihre publizistischen Plattformen nutzen, um Einfluss auf die öffentliche Meinung auszuüben.

Arnault kontrolliert neben Les Echos auch den Radiosender Radio Classique und ist dabei, das Klatschmagazin Paris Match zu erwerben. Mit diesem Medienimperium kann Arnault nicht nur die Berichterstattung über seine Luxusmarken lenken, sondern auch seine eigene öffentliche Wahrnehmung formen.

Doch die jüngsten Konflikte zeigen, dass die Journalistengemeinschaft in Frankreich nicht bereit ist, diese Einflussnahme kampflos hinzunehmen.

Bereits im Frühjahr traten die Redakteure der Zeitung La Provence, die dem Reeder Rodolphe Saadé gehört, in den Streik, nachdem ein Redakteur suspendiert worden war. Ähnliche Proteste gab es auch bei anderen Medien, die von milliardenschweren Unternehmern kontrolliert werden.