21. September, 2024

Wirtschaft

Berlin blockiert UniCredit: Keine weiteren Commerzbank-Aktienverkäufe

Berlin blockiert UniCredit: Keine weiteren Commerzbank-Aktienverkäufe

Die deutsche Bundesregierung hat angekündigt, keine weiteren Anteile an der Commerzbank zu veräußern. Diese Entscheidung soll verhindern, dass die italienische Bank UniCredit eine vollständige Übernahme des deutschen Instituts anstrebt.

Die zuständige Behörde für Aktienverkäufe erklärte am Freitag, dass "bis auf Weiteres keine zusätzlichen Aktien verkauft werden". Dies gelte auch für Verkäufe im Rahmen eventueller Aktienrückkäufe. Der Beschluss folgte auf den Erwerb eines 4,5%-Anteils durch UniCredit-CEO Andrea Orcel, der damit den Gesamtanteil der Italiener auf 9% erhöht hatte.

UniCredit hatte stillschweigend weitere Aktien auf dem Markt erworben und war so zum zweitgrößten Aktionär nach der Bundesregierung aufgestiegen, die 12% hält. Orcel hat angekündigt, eine vollständige Übernahme zu prüfen, obwohl er beteuert, keine feindliche Übernahme anzustreben.

Die mangelnde Transparenz im Vorgehen von UniCredit hat in Berlin für Unmut gesorgt. Einige Regierungsvertreter fühlten sich überrumpelt, da sie erwartet hatten, dass institutionelle Investoren nur kleinere Anteile erwerben würden. Orcel betont jedoch, dass zumindest einige Politiker über seine Pläne informiert waren.

Die Bundesregierung stellte klar, dass die Commerzbank unabhängig bleiben soll. Das Institut sei stabil und profitabel, und die Strategie sei auf Unabhängigkeit ausgerichtet. Diese Haltung dürfte bei den Arbeitnehmervertretern der Bank auf Zustimmung stoßen, da sie vehement gegen eine Fusion mit UniCredit sind und befürchten, dass zwei Drittel der Arbeitsplätze dabei verloren gehen könnten.

Obwohl dies einen Rückschlag für UniCredit darstellt, bleibt Orcel gelassen. Er erklärte in einem Bloomberg-TV-Interview, dass die Bank flexibel bleibe hinsichtlich der Zukunft ihrer Beteiligung: "Wir könnten erhöhen, reduzieren oder kombinieren. Wir sind sehr geduldig."

Regierungsvertreter von UniCredit und Commerzbank lehnten weitere Kommentare ab, ebenso wie ein deutscher Regierungssprecher.

Unterdessen offenbarte die deutsche Reaktion unterschiedliche Positionen innerhalb der Dreierkoalition. Finanzminister Christian Lindner von den wirtschaftsfreundlichen Freien Demokraten verteidigte den Verkauf als richtigen Schritt zum Ausstieg aus der Bank. Dagegen zeigte sich die Kanzlei von Olaf Scholz, einem Sozialdemokraten, zurückhaltender und initiierte eine interne Untersuchung des Verkaufs.

Falls Berlin seine Haltung nicht ändert, wäre eine vollständige Übernahme durch Orcel de facto unmöglich. Nationale Interessen und regulatorische Hindernisse haben schon lange grenzüberschreitende Bankfusionen erschwert, bei denen Arbeitsplätze und nationaler Stolz auf dem Spiel stehen.