Aserbaidschan, Gastgeber des diesjährigen UN-Klimagipfels, wird aufgrund 'kritisch unzureichender' Maßnahmen zur Begrenzung der eigenen CO₂-Emissionen heftig kritisiert. Dieser Bericht, der nur sechs Wochen vor den Klimaverhandlungen in Baku veröffentlicht wurde, sorgt für erhebliche Verlegenheit.
Das Fazit des renommierten Climate Action Tracker (CAT) wurde während der New Yorker Klimawoche bekannt gegeben, wo Aserbaidschan seine Vision als Gastgeber der COP29 vorstellte. Mukhtar Babayev, designierter Präsident der COP29, präsentierte bei einem globalen Gipfel im Plaza Hotel in New York seine ehrgeizigen Pläne zur Verfünffachung der Energiekapazitäten auf 1.500 Gigawatt bis 2030. 'Die Energiewende ist ein wesentlicher Schritt für nachhaltige Entwicklung,' betonte Babayev.
Jedoch stellte CAT fest, dass Aserbaidschan in seinen 2023 eingereichten Klimazielen seine Verpflichtungen sogar abgeschwächt hat. Das Land investiert weiterhin stark in die Öl- und Gasproduktion, obwohl global eine Abkehr von fossilen Brennstoffen beschlossen wurde. Besonders brisant: Die EU steht selbst unter Beobachtung, da sie nach Russlands Invasion in der Ukraine Gaskontrakte mit Aserbaidschan abgeschlossen hat, was die Produktion weiter ankurbelte.
Seit der Ernennung zum Gastgeberland durch eine rotierende Abstimmung wurde Aserbaidschan für seine Abhängigkeit von Öl und Gas in Frage gestellt. Auch die Menschenrechtslage in dem Land sorgt für Besorgnis, insbesondere nach mehreren Verhaftungen von Regierungskritikern.
Aserbaidschan gehört laut CAT zu einer kleinen Gruppe von Ländern, deren CO₂-Emissionen bis 2030 voraussichtlich um etwa 20 Prozent steigen werden, da geplant ist, die Gasförderung um mehr als 30 Prozent zu erhöhen. Trotz dieser erschreckenden Aussichten wird erwartet, dass das Land bis 2025 verbesserte nationale Pläne einreicht, um die Pariser Klimaziele bis 2035 zu erreichen.
Dabei lehnen erdölreiche Länder wie Aserbaidschan die Abkehr von fossilen Brennstoffen, die im Rahmen eines UN-Konsensabkommens beschlossen wurde, vehement ab. Ana Missirliu vom NewClimate Institute, Partner von CAT, betont: 'Eine Abkehr von fossilen Brennstoffen ist weder in den national festgelegten Beiträgen noch in der COP29-Agenda Aserbaidschans vorgesehen. Dies ist nicht die Art von Führung, die in dieser entscheidenden Zeit der Klimaschutzmaßnahmen benötigt wird.'
CAT empfiehlt Aserbaidschan, seine Politiken und Ziele erheblich zu verbessern, um die Emissionen bis 2030 zu senken, und darüber hinaus ein Netto-Null-Ziel festzulegen. Aserbaidschan solle die derzeitige erneuerbare Energieoffensive nutzen, um sich von inländischem Gas zu befreien und somit Exporte nach Europa zu reduzieren. Die EU soll gleichzeitig ihre Gasnachfrage verringern und Aserbaidschan beim Übergang zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft unterstützen.
In Reaktion auf den CAT-Bericht erklärte Aserbaidschan, dass es 'aktiv an der Aktualisierung seiner national festgelegten Beiträge im Einklang mit dem 1,5-Grad-Ziel' des Pariser Abkommens arbeite und dabei 'ambitionierte Ziele' einbinden werde. Zudem arbeite das Land an einer langfristigen Strategie für niedrige Emissionen, um den Stakeholdern einen klaren Weg für effektive Klimaschutzmaßnahmen aufzuzeigen.