Der Europäische Rechnungshof hat einen alarmierenden Bericht vorgelegt, der auf den steigenden Anteil befristeter Beschäftigung bei den Institutionen der Europäischen Union hinweist. Besonders im Bereich IT sei der Trend zu befristeten Verträgen mit über 20 Prozent deutlich ausgeprägt. Die EU-Institutionen sehen sich immer mehr Aufgaben gegenüber, während die Zahl der neuen Stellen unverändert bleibt. Dies hat dazu geführt, dass Personal in Bereiche mit akutem Bedarf umverteilt wurde.
Seit 2019 ist die Zahl der befristeten Angestellten stark angestiegen. Der Rat der Europäischen Union, auch als Ministerrat bekannt, verzeichnete einen massiven Anstieg von 256 Prozent. Auch die Europäische Kommission meldet nahezu eine Verdopplung der befristeten Arbeitsverhältnisse um fast 200 Prozent. Diese Entwicklung unterstreicht die wachsende Abhängigkeit von kurzfristigen Lösungen.
Die Flexibilität bei der Einstellung von zeitlich begrenztem Personal erweist sich zwar als vorteilhaft, doch der Rechnungshof warnt vor einem "erheblichen Risiko, dass Wissen verloren geht". Ein verstärktes Engagement aller Institutionen im Bereich Personalrekrutierung sei erforderlich, um diesen Trend umzukehren.
Defizite bestehen zudem beim gezielten Anwerben junger Talente und bei der Förderung bestehender Mitarbeiter. Die EU-Institutionen müssen ebenfalls besser darin werden, mit leistungsschwachen Mitarbeitern umzugehen. Trotz dieser Herausforderungen gelten die Arbeitsbedingungen an sich als attraktiv und den Anforderungen moderner im Ausland tätiger Fachkräfte entsprechend.
"Unsere Empfehlungen sollen die EU-Institutionen darin unterstützen, ihr Personalmanagement zu optimieren, attraktivere Arbeitgeber zu werden und den Mitarbeitern bessere Karriereperspektiven anzubieten", erläuterte Jorg Kristijan Petrovic vom Rechnungshof. Aktuell beschäftigen die EU-Institutionen über 50.000 Menschen, wobei die Europäische Kommission mit 30.000 Angestellten der größte Arbeitgeber ist.