16. Oktober, 2024

Wirtschaft

Beitragssatzerhöhung erwartet: Deutsche Krankenkassen stehen vor finanziellen Herausforderungen

Beitragssatzerhöhung erwartet: Deutsche Krankenkassen stehen vor finanziellen Herausforderungen

Der Blick auf die Krankenkassenbeiträge für das Jahr 2025 verheißt nichts Gutes: Eine Erhöhung um bis zu 0,8 Prozentpunkte könnte auf gesetzlich Versicherte zukommen. Experten des Schätzerkreises, darunter Fachleute des Bundesgesundheitsministeriums, des Bundesamts für Soziale Sicherung und des Spitzenverbands der gesetzlichen Krankenkassen, haben eine Beitragsanpassung auf 2,5 Prozent des beitragspflichtigen Einkommens prognostiziert. Allerdings handelt es sich hierbei um eine theoretische Zahl, da jede Krankenkasse selbst über die konkrete Erhöhung entscheidet.

Im Fokus steht der sogenannte Zusatzbeitrag, den die 95 gesetzlichen Kassen individuell als Ergänzung zum einheitlichen Beitragssatz von 14,6 Prozent festlegen. Dieser Zusatzbeitrag schwankt aktuell zwischen 0,7 und 3,28 Prozent, was durch eine GKV-Liste laufend aktualisiert wird. Im August lag der durchschnittliche Zusatzbeitragssatz bei 1,78 Prozent. Eine mögliche Erhöhung um 0,8 Prozentpunkte würde bei einem Einkommen von 3.000 Euro brutto monatlich etwa 12 Euro weniger netto bedeuten – eine Belastung, die auch zur Hälfte vom Arbeitgeber getragen wird.

Finanzlücken sind keine Neuheit für die Kassen: Bereits im ersten Halbjahr 2023 stiegen die Ausgaben stark, was auf ein drohendes Gesamtdefizit von bis zu 4,5 Milliarden Euro hinwies. Der GKV-Spitzenverband hatte für eine ausreichende Finanzierung einen Zusatzbeitrag von mindestens 2,3 Prozent für das Jahr 2025 prognostiziert, um die Lücke zu schließen. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach betonte die Dringlichkeit von Strukturreformen, insbesondere einer Krankenhausreform, um den ineffizienten und kostenintensiven deutschen Gesundheitssektor zu reformieren.

Neben den hohen Ausgaben im Krankenhaussektor, die im ersten Halbjahr einen Anstieg von 3,6 Milliarden Euro verzeichneten, sorgten auch Arzneimittelkosten mit einem Plus von 10 Prozent für finanziellen Druck. Nicht nur die Krankenkassen, auch die Pflegeversicherung steht vor Herausforderungen mit einem Erhöhungsbedarf von 0,25 bis 0,3 Prozentpunkten. Hoffnungsschimmer bietet eine geplante Erhöhung des Grundfreibetrags der Einkommensteuer, die für Entlastungen sorgen könnte. Ein Single mit 3.000 Euro brutto könnte monatlich etwa 11,40 Euro mehr netto erwarten, während eine Familie mit 6.000 Euro monatlich circa 23,50 Euro mehr zur Verfügung hätte.