15. Januar, 2025

Wirtschaft

Beijing stoppt Globalisierungsoffensive chinesischer E-Auto-Hersteller

Beijing stoppt Globalisierungsoffensive chinesischer E-Auto-Hersteller

Die Expansionspläne chinesischer Elektrofahrzeughersteller ins Ausland wurden von einem neuen Richtungswechsel der Pekinger Regierung durchkreuzt. Das Ministerium für Handel forderte die Unternehmen auf, in Länder wie Indien und die Türkei vorerst keine Investitionen zu tätigen.

In einer als „Fensterleitlinie“ bekannten Konferenz im Juli, an der mehr als ein Dutzend E-Auto-Hersteller teilnahmen, wurden die Risiken des Baus von Produktionsstätten im Ausland diskutiert. Zwei Brancheninsider bestätigten, dass das Ministerium die Unternehmen aufforderte, ihre Vermögenswerte und Technologien besser zu schützen, während sie ihre internationalen Expansionspläne vorantreiben.

Fensterleitlinien sind in China ein Instrument, um Unternehmen mündlich oder schriftlich Regierungsanweisungen zu geben. Auch wenn Nichtbeachtung in der Regel nicht sanktioniert wird, erwartet die Regierung doch eine Umsetzung der Empfehlungen.

Während des Treffens wurden die Fahrzeughersteller dazu ermutigt, sich auf CKD-Montagelinien (Completely Knocked Down) zu konzentrieren. Dabei werden Schlüsselkomponenten im Heimatland produziert und erst im Zielland montiert, was näher am Verbrauchermarkt liegt. Investitionen in vollständige Produktionslinien im Ausland, speziell in Indien und der Türkei, wurden explizit entmutigt.

Dieses Vorgehen ist eine Reaktion auf Bedenken, dass chinesische Technologie gestohlen werden könnte und auf politische Spannungen, die zu Boykotten führen könnten. Chen Jinzhu, CEO von Shanghai Mingliang Auto Service, interpretierte die Anweisungen als Warnung, welche die Unternehmen möglicherweise dazu veranlassen könnte, ihre Pläne zur Errichtung internationaler Produktionsstätten zu verlangsamen.

Chinesische Hersteller sind führend in der globalen Automobilzulieferindustrie dank ihres Vorsprungs bei Batterien, autonomem Fahren und Unterhaltungselektronik, so David Xu Daquan von Bosch. China ist zudem der weltweit größte Markt für Elektrofahrzeuge, mit einem Anteil von 65 Prozent am globalen Verkauf reiner Elektro- und Hybridautos im ersten Halbjahr dieses Jahres.

Jedoch stehen Hersteller wie BYD und Hozon New Energy Automobile zunehmend vor Handelsbarrieren. Die USA haben im Mai die Zölle auf chinesische E-Autos auf 100 Prozent vervierfacht. Die Europäische Union hat jüngst zusätzliche Zölle von 9 bis 36,3 Prozent auf in China hergestellte E-Autos erhoben, nachdem eine Anti-Subventionsuntersuchung eingeleitet wurde.

Ungeachtet dessen erweitern Unternehmen wie BYD und Great Wall Motors aggressiv ihre Produktion im Ausland, um hohen Zöllen durch nahe am Verbrauchermarkt gelegene Fertigungsstätten zu entgehen.

In China tobt zudem ein harter Preiskampf. Goldman Sachs prognostizierte im April, dass die Profitabilität der gesamten chinesischen E-Auto-Industrie in diesem Jahr negativ werden könnte, falls BYD die Preise seiner Autos weiter senken sollte.