17. Oktober, 2024

Wirtschaft

Baywa vor personellem und strategischem Umbruch

Baywa vor personellem und strategischem Umbruch

Der Münchner Mischkonzern Baywa, tief in Milliardenverbindlichkeiten verstrickt, steht vor merklichen Veränderungen in der Führungsriege. Marcus Pöllinger, der derzeitige Vorstandschef, wird zum Monatsende das Ruder abgeben. Auch Finanzvorstand Andreas Helber tritt zum Ende des ersten Quartals nächsten Jahres zurück. Beide Abgänge verlaufen laut Angaben des Unternehmens einvernehmlich. Die Suche nach Nachfolgern wurde bereits eingeleitet. Interessanterweise zieht Michael Baur formell in den Vorstand ein, nachdem er zuvor in beratender Funktion maßgebliche Einflussnahme geltend gemacht hat.

Der Aufsichtsrat der Baywa, mit dem versierten Genossenschaftsbanker Gregor Scheller an der Spitze, strebt damit nicht nur einen personellen, sondern wohl auch einen strategischen Neustart an. Pöllinger, der im Jahr 2019 in den Vorstand eintrat und seit eineinhalb Jahren den Vorsitz innehat, wurde einst von Klaus Josef Lutz gefördert. Lutz hatte die Baywa sowohl im Bereich erneuerbare Energien als auch im globalen Agrargeschäft deutlich ausgebaut.

Dennoch sind es genau diese kreditfinanzierten Expansionsstrategien unter Lutz, die Baywa heute belasten. Über fünf Milliarden Euro an Schulden drücken auf das Unternehmen. Finanzvorstand Helber, der die Finanzen seit 2010 steuert, wird jedoch die Konzernbilanz für 2024 noch mitverantworten, ehe er geht.

Baywa verzeichnete 2023 und Anfang 2024 Verluste in dreistelliger Millionenhöhe. Besonders drängend ist das baldige Auslaufen eines Konsortialkredits über zwei Milliarden Euro im September 2025. Finanzielle Mittel sind essenziell, um die Bankverbindlichkeiten zu decken. Eine Einigung mit Hauptaktionären und Gläubigerbanken über eine Finanzspritze in erheblichem Umfang wurde erzielt, doch das Unternehmen rechnet mit einem langen Sanierungsprozess.

Der ehemalige Vorstandschef Klaus Josef Lutz steht in der Kritik vieler Aktionäre, die ihn beim letzten Treffen im Juni als Hauptverantwortlichen der aktuellen Schieflage sahen. Wohl auch deshalb verließ er den Aufsichtsrat nach nur wenigen Monaten im Streit. Lutz selbst widersprach den Anschuldigungen in der Presse entschieden.