Der als verschuldet geltende Münchner Mischkonzern Baywa sieht sich mit einer Verzögerung seiner Sanierungsbemühungen konfrontiert. Ursprünglich geplant bis Ende 2027, soll der Übergang in eine schuldenfreiere Zukunft nun erst Ende 2028 abgeschlossen sein, wie das Unternehmen bekannt gab. Diese Verschiebung betrifft sowohl die Veröffentlichung der Jahresbilanz 2024 als auch die kommende Hauptversammlung. Dennoch, so versichert die Unternehmensführung, bleibt die allgemeine Prognose für die Fortführung des Traditionskonzerns grundsätzlich positiv. Der Hintergrund dieser Entwicklungen sind Probleme innerhalb der gemeinsam mit Energy Infrastructure Partners (EIP) betriebenen Tochtergesellschaft Baywa r.e. Diese Einheit, spezialisiert auf erneuerbare Energien, trägt allein Schulden von über vier Milliarden Euro. EIP plant, eine Kapitalerhöhung vorzunehmen, wodurch sich der Mehrheitsanteil der Baywa AG an der Tochter von 51 auf 35 Prozent reduzieren wird. Zur Stabilisierung wird die Baywa AG auch auf ein Gesellschafterdarlehen von 350 Millionen Euro verzichten. Dies führt dazu, dass die Muttergesellschaft Baywa AG nicht mehr für die Schulden der Tochtergesellschaft verantwortlich ist. Jedoch hat dies zur Folge, dass das Eigenkapital der Baywa signifikant schrumpft und eine Hauptversammlung einberufen werden muss, da die Verluste mittlerweile die Hälfte des Grundkapitals überschritten haben. Ein nicht zustimmender Gläubiger zwingt die Baywa dazu, ein Verfahren nach dem Restrukturierungsgesetz, bekannt als StaRUG, einzuleiten. Dieses ermöglicht es Unternehmen, sich ohne Insolvenz zu sanieren und den Widerstand einzelner Gläubiger möglicherweise zu überwinden. Aufgrund dessen wird die Einleitung des StaRUG-Verfahrens ebenfalls verzögert. Der Konzern kämpft mit den finanziellen Folgen einer fehlgeschlagenen Expansion auf Kreditbasis, die zu einem Nettoverlust von fast 641 Millionen Euro in den ersten neun Monaten 2024 geführt hat. Besonders tragisch ist, dass 1.300 der 8.000 Vollzeitstellen in Deutschland wegfallen werden. Die Baywa, ein gewichtiger Akteur im Agrarhandel und Versorger im südlichen und östlichen Deutschland, bezahlt somit einen hohen Preis für ihre langfristigen Pläne.
Wirtschaft
Baywa vor Herausforderungen: Sanierung des Münchner Traditionsunternehmens verzögert sich
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