25. Februar, 2025

Unternehmen

BayWa verkauft Mehrheit an Erneuerbaren-Tochter

Schweizer Investor übernimmt Kontrolle über BayWa r.e. – Schuldenerlass verzögert Konzern-Sanierung.

BayWa verkauft Mehrheit an Erneuerbaren-Tochter
Die BayWa AG verkauft die Mehrheit ihrer Erneuerbaren-Tochter BayWa r.e. an den Schweizer Investor EIP. Doch der gleichzeitige Schuldenerlass von 350 Millionen Euro zeigt: Die finanzielle Lage des Münchner Konzerns ist angespannter als bisher bekannt.

Die BayWa AG gibt die Mehrheit an ihrer Tochtergesellschaft BayWa r.e. an den bisherigen Miteigentümer EIP ab.

Doch der gleichzeitig vereinbarte Schuldenerlass von 350 Millionen Euro wirft Fragen auf: Ist das eine strategische Entscheidung oder ein verzweifelter Schritt, um den Konzern über Wasser zu halten?

Ein Deal mit zwei Gesichtern

Die BayWa AG, einer der größten deutschen Agrar- und Energiekonzerne, zieht sich aus ihrem bislang wichtigsten Zukunftsprojekt zurück – zumindest teilweise. Der Schweizer Finanzinvestor Energy Infrastructure Partners (EIP) stockt seine Beteiligung an der Erneuerbare-Energien-Tochter BayWa r.e. von 49 auf 65 Prozent auf.

Für 150 Millionen Euro übernimmt EIP die Kontrolle und entlastet die BayWa-Bilanz von den Kapitalanforderungen des Unternehmens, das durch sinkende Margen und einen stockenden Projektverkauf in Schieflage geraten war.

Während BayWa den Deal als „finanziellen Befreiungsschlag“ bezeichnet, könnte die Transaktion für das Unternehmen auch neue Risiken bedeuten: Mit dem Verkauf gibt die BayWa nicht nur Kontrolle über ihre wichtigste Wachstumsdivision ab, sondern muss sich auch mit einem Schuldenschnitt von 350 Millionen Euro arrangieren – ein schwerer Schlag für die Sanierungspläne des Mutterkonzerns.

BayWa r.e.: Wachstumsdrang trifft Kapitalnot

Die BayWa r.e. ist in den letzten Jahren stark gewachsen – ihre installierte Kapazität hat sich seit 2021 um 50 Prozent erhöht, die Projektpipeline mehr als verdoppelt.

Doch genau dieses Wachstum hat seinen Preis: Der Kapitalbedarf ist enorm. Bis 2028 werden zusätzliche 435 Millionen Euro benötigt, um die ambitionierten Projekte weiterzuentwickeln.

Die Erneuerbare-Energien-Branche steckt derzeit in der Zwickmühle. Während langfristig enorme Wachstumschancen bestehen, ist der kurzfristige Markt herausfordernd:

  • Sinkende Subventionen und lange Genehmigungsverfahren haben den Ausbau vieler Projekte verzögert.
  • Gestiegene Zinsen verteuern die Finanzierung großer Wind- und Solarparks.
  • Investoren zeigen sich zunehmend zurückhaltend, da sich die Rentabilität vieler Erneuerbare-Energien-Projekte durch die Marktlage verschlechtert hat.
Mit der Abgabe der Mehrheit an BayWa r.e. entlastet sich der Mutterkonzern kurzfristig. Doch die Sanierung verzögert sich, die Gläubiger müssen länger auf ihr Geld warten – und das Eigenkapital bleibt negativ.

Durch die Mehrheitsübernahme durch EIP soll die BayWa r.e. nun eigenständig finanziert und restrukturiert werden. „Jetzt geht es darum, Effizienzpotenziale zu heben, die Profitabilität zu steigern und das Unternehmen langfristig wettbewerbsfähig aufzustellen“, erklärte BayWa r.e.-Chef Matthias Taft.

Sanierung der BayWa AG: Ein Fass ohne Boden?

Während die BayWa r.e. also mit frischem Kapital in eine neue Zukunft startet, bleibt die Muttergesellschaft BayWa AG weiterhin angeschlagen. Die Hoffnungen, dass der Verkauf schnell frisches Kapital bringt, sind durch den Schuldenerlass getrübt.

Die Konsequenzen:

  1. Negatives Eigenkapital: Durch den Schuldenschnitt rutscht die BayWa AG in eine prekäre finanzielle Lage und muss nun eine außerordentliche Hauptversammlung einberufen, um die Aktionäre über die Situation zu informieren.
  2. Längere Sanierungsdauer: Die ursprünglich bis 2027 geplante Restrukturierung verlängert sich bis mindestens Ende 2028 – ein Jahr länger als geplant.
  3. Gläubiger müssen länger warten: Banken und andere Kreditgeber, die auf eine schnelle Rückzahlung gehofft hatten, werden sich nun gedulden müssen.

Die BayWa AG betont, dass die „positive Fortführungsprognose“ weiterhin bestehe und dass das Unternehmen mit der Sanierung auf dem richtigen Weg sei. Doch es bleibt ein Risiko: Wenn die Sanierungsmaßnahmen nicht wie geplant greifen, könnte das Unternehmen in die Nähe der Insolvenz rutschen.

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