Die rote Fahne weht weiter vor den Baywa-Gebäuden, doch im Unternehmen herrscht Alarmstimmung. Der traditionsreiche Agrar- und Baustoffriese steht mit dem Rücken zur Wand.
Nach einem massiven Liquiditätsengpass im Juli 2024 musste der Konzern eine Milliarde Euro von Eigentümern und Gläubigern aufnehmen, um den Betrieb überhaupt fortführen zu können. Nun präsentiert der neue Sanierungschef Michael Baur einen Rettungsplan, der tiefgreifende Einschnitte vorsieht.
Der Plan: Verkäufe und Verschlankung
Das Sanierungskonzept, das bis Ende 2027 greifen soll, ist ambitioniert. Baywa plant, wesentliche internationale Beteiligungen zu verkaufen, um Liquidität zu schaffen. Gleichzeitig soll eine Bezugsrechts-Kapitalerhöhung im kommenden Jahr die Eigenkapitalquote stärken. Ziel ist es, die vier Kerngeschäftsbereiche Agrar, Baustoffe, Energie und Technik langfristig profitabel fortzuführen.
„Die organisatorische Verschlankung und operative Effizienzsteigerung stehen im Mittelpunkt“, heißt es aus Unternehmenskreisen.
Dabei dürften auch Arbeitsplätze auf dem Spiel stehen, denn bei der Restrukturierung geht es um schnelle Ergebnisse.
Ein angeschlagener Riese
Die Probleme des Konzerns sind nicht neu. Schon seit Jahren kämpft Baywa mit schwächelnden Margen und einer komplizierten internationalen Aufstellung. Doch der Liquiditätsengpass im Sommer dieses Jahres brachte die Lage endgültig zum Eskalieren.
Vorstandschef Marcus Pöllinger musste seinen Posten räumen. Ersetzt wurde er durch den erfahrenen Sanierungsexperten Michael Baur von der renommierten Beratungsfirma Alix Partners.
„Baywa steht vor einer der größten Herausforderungen seiner Geschichte“, erklärte Baur bei der Vorstellung des Transformationsplans. Bis 2028 rechnet das Unternehmen mit „marktüblichen Erträgen“ – ein ehrgeiziges Ziel, angesichts der massiven Probleme.
Liquiditätslücke und Vertrauensverlust
Ein zentraler Punkt des Sparkonzepts ist die Stärkung der Liquidität. Die Kapitalerhöhung soll frisches Geld in die Kassen spülen, doch gleichzeitig setzt Baywa auf die Veräußerung von Beteiligungen. Betroffen sind vor allem internationale Geschäftsbereiche, die nach Ansicht der Führung nicht zum Kern des Konzerns gehören.
Für die Eigentümer und Gläubiger, die im Juli 2024 eine Milliarde Euro bereitstellten, steht viel auf dem Spiel. Der Vertrauensverlust durch den Liquiditätsengpass wirkt nach.
„Wir arbeiten eng mit unseren Finanzierungspartnern zusammen“, versicherte Baur, doch die Verhandlungen laufen weiter. Das endgültige Sanierungsgutachten wird erst im April 2025 erwartet.
Die Herausforderungen im Kerngeschäft
Während die Einschnitte vor allem das internationale Geschäft betreffen, sind auch die Kerngeschäftsfelder Agrar, Baustoffe, Energie und Technik nicht ohne Probleme. Steigende Energiepreise, volatile Märkte und die Abhängigkeit von saisonalen Schwankungen setzen dem Unternehmen zu.
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Die Agrarsparte kämpft mit den Folgen des Klimawandels und einer wachsenden Konkurrenz aus dem Ausland. Die Baustoffsparte steht vor der Herausforderung sinkender Bautätigkeit in Deutschland, während die Energiesparte von den hohen Investitionen in erneuerbare Energien belastet wird.
Ein ehrgeiziges Ziel für 2028
Der Transformationsplan sieht vor, dass Baywa bis Ende 2027 wieder eine stabile Eigenkapitalquote und marktübliche Erträge erreicht. Doch Branchenexperten sind skeptisch. „Die Sanierung wird nur gelingen, wenn das Unternehmen gleichzeitig strategische Partnerschaften ausbaut und neue Geschäftsfelder erschließt“, erklärt ein Analyst.