Der Baywa-Konzern, Münchens traditionsreicher Agrarhändler und ein wichtiger Akteur für Landwirtschaft und Lebensmittelversorgung im Süden und Osten Deutschlands, sieht sich mit großen Herausforderungen konfrontiert. In den ersten drei Quartalen des Jahres verzeichnete das 101-jährige Unternehmen einen Nettoverlust von knapp 641 Millionen Euro. Dieser drastische Verlust, mehr als das Sechsfache des Jahresverlusts von 2023, resultiert nicht nur aus schwierigen Marktbedingungen, sondern auch aus erheblichen Abschreibungen im ersten Halbjahr.
Der Vorstand von Baywa gibt aktuell keine Prognose für das verbleibende Jahr ab, erwartet jedoch, dass die Sanierung des Konzerns noch einige Jahre in Anspruch nehmen wird. Ein ehrgeiziges Ziel: Bis 2027 soll Baywa wieder auf gesunden Füßen stehen. Hauptaktionäre sind dabei maßgeblich die Genossenschaften der Volks- und Raiffeisenbanken aus Bayern und Österreich.
Der Umsatz des Unternehmens fiel von Januar bis September um fast 12 Prozent auf 16 Milliarden Euro. Parallel dazu verzeichnete das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) einen drastischen Einbruch von plus 215 Millionen Euro auf minus 78 Millionen Euro. Ein Hauptfaktor dafür sind die Schwierigkeiten im Bereich der erneuerbaren Energien, ein Geschäftszweig, der von der Tochtergesellschaft Baywa r.e. betreut wird. Diese befindet sich ebenfalls im Umbruch, wobei der Schweizer Partner Energy Infrastructure Partners eine wichtige Rolle spielt. Um die Krise abzufedern, haben die Hauptaktionäre gemeinsam mit dem Schweizer Unternehmen Kredite in Höhe von 157 Millionen Euro bereitgestellt.
Ein im Dezember erwartetes Gutachten soll den Weg zur Sanierung ebnen, wobei bereits Sparmaßnahmen und der mögliche Verkauf einzelner Geschäftssegmente angedeutet wurden. Die Hoffnung ruht auf einer erhöhten Stabilität, die im letzten Quartal des Geschäftsjahres 2023 einkehren könnte.
Die finanzielle Situation wird zudem durch die schwache Weltkonjunktur und die Auswirkungen einer raschen, kreditfinanzierten Expansion in der Ära des bisherigen Vorstandschefs Klaus Josef Lutz belastet. Die Unsicherheiten um das Sanierungsgutachten vergrößern die Herausforderungen zusätzlich, indem sie zu einer Verunsicherung bei Kunden und Lieferanten führen und somit den Umsatzrückgang verstärken.
Inmitten dieser Turbulenzen stürzte die Aktie von Baywa im vergangenen Jahr um 75 Prozent ab. Verschärfend kommt hinzu, dass das Unternehmen seit dem Abgang von Marcus Pöllinger, der Ende Oktober sein Amt niederlegte, keinen Vorstandsvorsitzenden hat. Die Finanzaufsicht Bafin prüft inzwischen, ob es zu einer irreführenden Darstellung finanzieller Risiken im Jahresabschluss kam. Dies sind alles andere als einfache Zeiten für den Baywa-Konzern.