20. April, 2025

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Bayerns Windenergie: Langsame Trendwende trotz hoher Antragszahlen

Bayerns Windenergie: Langsame Trendwende trotz hoher Antragszahlen

Die bayerische Windenergie erlebt einen bemerkenswerten Anstieg an Genehmigungsanträgen. In den ersten fünf Monaten des Jahres wurden für 90 Windenergieanlagen entsprechende Anträge gestellt, von denen 16 Anlagen eine Genehmigung erhielten. Diese Entwicklung teilte das Wirtschaftsministerium in München auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit. Jede beantragte Anlage hat durchschnittlich eine Leistung von 6,7 Megawatt. Im Jahr 2023 erreichten die Anträge für 64 Anlagen den höchsten Stand seit 2014, ein klares Signal für eine Trendwende im Freistaat, wie Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) betont. Dennoch bleiben die Realisierungszeiten von Windenergieprojekten eine Herausforderung. Die Effekte der neu ergriffenen Maßnahmen zur Beschleunigung des Ausbaus zeigen sich bisher nicht in den Ausbauzahlen, sondern lediglich in den Antragszahlen. Insgesamt sind derzeit 134 Windenergieanlagen in Bayern mit einer Gesamtleistung von (beeindruckenden) 764 Megawatt beantragt, aber noch nicht genehmigt. Von den bereits genehmigten Projekten sind zudem 46 Anlagen noch nicht in Betrieb. Die Notwendigkeit, Windkraftprojekte in Bayern erfolgreich zu realisieren, verdeutlicht die jüngste Statistik des Bundesverbands Windenergie: Im ersten Halbjahr 2024 kamen lediglich vier Windenergieanlagen mit einer Gesamtleistung von 21 Megawatt neu hinzu, was den Freistaat erneut auf einen der hintersten Plätze im bundesweiten Vergleich zurückwirft. Nur Sachsen, Thüringen, das Saarland sowie die Stadtstaaten Hamburg, Berlin und Bremen liegen hinter Bayern. Dieser geringe Ausbau wird zusätzlich durch den Abbau eines Windrads mit einer Leistung von einem Megawatt beeinflusst. Um die ehrgeizigen Klimaziele und den wachsenden Energiebedarf zu decken, benötigt Bayern dringend mehr eigene Windenergie. Die von Aiwanger gelobten Antragszahlen werden allerdings nicht genügen. Das Ziel der Staatsregierung, bis 2030 1.000 neue Windenergieanlagen zu initiieren, bleibt eine Herausforderung. Zum Ende des ersten Halbjahres 2024 umfasste der Gesamtbestand der Windenergieanlagen in Deutschland an Land 28.611 Anlagen mit einer Gesamtleistung von 61,9 Gigawatt. Bayern weist gemeinsam mit Berlin die niedrigste Leistungsdichte von weniger als 50 Kilowatt pro Quadratkilometer auf. Die schleppende Entwicklung ist unter anderem auf die 2014 von der CSU eingeführte 10H-Regel zurückzuführen, die einen Mindestabstand der Windräder zu Wohnhäusern vorschrieb. Diese Regel führte zu einem nahezu vollständigen Einbruch des Windenergieausbaus im Freistaat. Die landesweite Ablehnung der Rotoren wurde verstärkt durch Ministerpräsident Markus Söder (CSU), der sich lange gegen eine „Verspargelung der Landschaft“ aussprach. Erst 2022 lockerte die Staatsregierung die Regelung unter externem Druck. Studien belegen jedoch weiterhin die hemmende Wirkung der verbliebenen 10H-Regel.