14. Januar, 2025

Wirtschaft

Bayern in der Pole-Position: Start-up-Finanzierungslandschaft im Wandel

Bayern in der Pole-Position: Start-up-Finanzierungslandschaft im Wandel

Die deutschen Start-ups ziehen wieder vermehrt das Interesse von Investoren auf sich, während die einst unangefochtene Führungsposition Berlins ins Wanken gerät. 2024 verzeichnete Bayern, speziell München, eine bemerkenswerte Aufholjagd und überholte die Hauptstadt in Sachen Wagniskapitalbeschaffung, wie die jüngste Analyse der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft EY zeigt. Diese Verschiebung ist vor allem einem Boom im Bereich Künstliche Intelligenz zu verdanken, von dem die Gründer im Freistaat besonders profitieren.

Bayerische Start-ups sammelten beeindruckende 2,33 Milliarden Euro ein, was eine deutliche Steigerung von 600 Millionen Euro im Vergleich zum Vorjahr darstellt. Berlin hingegen musste einen Rückgang um 200 Millionen Euro auf 2,17 Milliarden Euro hinnehmen. Zum ersten Mal stehen somit die Gründer aus Bayern an der Spitze, basierend auf einer Analyse von Crunchbase-Daten und Informationen von Start-ups und Investoren, die seit 2014 durchgeführt wird. Auch Nordrhein-Westfalen konnte seine Attraktivität für Kapitalgeber signifikant steigern.

Anerkennung verdienen besonders fünf bayerische Start-ups, die 2024 unter den zehn größten Finanzierungen landesweit vertreten waren. Spitzenreiter ist die Münchner Software-Schmiede Helsing, spezialisiert auf Künstliche Intelligenz in der Rüstungsindustrie, mit 450 Millionen Euro. Im Anschluss folgen der Kölner Übersetzungsdienst DeepL mit 277 Millionen und Black Semiconductor aus Aachen mit 254 Millionen. Berlins einstige Spitzenposition scheint zu schwinden, insbesondere im Bereich der Online-Händler.

Das Jahr 2024 brachte insgesamt eine Erholung für die deutsche Start-up-Landschaft. Mit über sieben Milliarden Euro an Wagniskapital, 17 Prozent mehr als im Vorjahr, zeigt sich eine Stabilisierung nach der Krise, die durch steigende Zinsen ausgelöst wurde. Die Anzeichen einer Trendwende sind jedoch vorhanden, besonders durch die gestiegene Vielfalt der Gründerlandschaft, die nun auch forschungsorientierte Städte wie Heidelberg und Darmstadt umfasst.

Obwohl deutsche Start-ups in frühen Wachstumsphasen regelmäßig Kapital einwerben, bleibt die Abhängigkeit von angelsächsischen Investoren bei größeren Summen bestehen. Bei der Kapitalbeschaffung stehen Start-ups hierzulande im internationalen Vergleich weiterhin unter Druck. Mit einem deutlichen Anstieg an Neugründungen im Jahr 2024 und optimistischer wirtschaftlicher Perspektive formt sich jedoch langfristig ein positiver Trend, wie der Start-up-Verband und die KfW betonen.