Der Windkraftausbau in Bayern kommt weiterhin nur schleppend voran. Trotz wiederholter Ankündigungen aus der Staatsregierung unter Ministerpräsident Markus Söder ist das Tempo bei den Genehmigungen neuer Windkraftanlagen weiterhin gering. Während im gesamten Jahr 2023 lediglich 17 Genehmigungen erteilt wurden, waren es bis Mai 2024 erst 16. Die Grünen im Landtag übten scharfe Kritik und forderten eine effizientere Genehmigungspraxis, um die ehrgeizigen Klimaschutzziele zu erreichen.
Im Gegensatz zu Bayern zeichnen sich andere Bundesländer durch eine deutlich höhere Genehmigungsrate aus. Nordrhein-Westfalen genehmigte im ersten Halbjahr 2024 insgesamt 228 Windenergieanlagen, was einer Gesamtleistung von 1336 Megawatt entspricht. Bayern hingegen genehmigte lediglich Anlagen mit einer Leistung von 90,2 Megawatt, während 134 Anlagen mit einer Gesamtleistung von 764,4 Megawatt noch auf ihre Genehmigung warten.
Martin Stümpfig, energiepolitischer Sprecher der Landtagsgrünen, sieht die Hauptverantwortung für den Genehmigungsstau bei der Staatsregierung und kritisiert insbesondere die Entscheidung, die Zuständigkeit von den Landratsämtern auf die Bezirksregierungen zu verlagern. Dies habe bislang mehr Verwirrung als Fortschritt gebracht.
Besonders problematisch ist die Diskrepanz zwischen dem Ziel der Staatsregierung, bis 2030 rund 1000 neue Windräder zu errichten, und der tatsächlichen Umsetzungsrate. In den ersten beiden Jahren wurden jeweils lediglich etwa zehn neue Anlagen in Betrieb genommen, was weit von den benötigten 175 pro Jahr entfernt ist. Auch bei den Staatsforsten wurden bislang nur wenige der angekündigten neuen Windräder verwirklicht.
Zusätzlich zu den administrativen Hürden bestehen gravierende Interessenkonflikte zwischen den Ausbauplänen und militärischen Belangen. Laut Stümpfig gibt es rund 800 Projekte, die als Konfliktfälle eingestuft sind. Nur für knapp 300 konnte bisher eine Lösung gefunden werden. Der Rest bleibt ungelöst und stellt eine weitere Bremse für den dringend benötigten Windkraftausbau dar.