Der renommierte Pharma- und Agrarchemiekonzern Bayer sieht sich gezwungen, angesichts der finanziell belastenden US-Glyphosat-Rechtsstreitigkeiten und der damit einhergehenden hohen Schuldenquote, eine ungewöhnlich große Kapitalerhöhung in Aussicht zu stellen. In einem am Freitag öffentlich gemachten Brief an die Aktionäre erläuterte Aufsichtsratsvorsitzender Norbert Winkeljohann, dass der Konzern möglicherweise zeitnah auf zusätzliches Kapital angewiesen sei, um den Herausforderungen der anhängigen Rechtsstreitigkeiten wirksam begegnen zu können.
Auf der nächsten Hauptversammlung soll daher um die Zustimmung der Aktionäre gebeten werden, eine Erhöhung des Eigenkapitals um 35 Prozent zu gestatten. Während derartige Ermächtigungen in der Wirtschaftswelt nicht unüblich sind, ist der beantragte Umfang in diesem Fall bemerkenswert hoch. Als unmittelbare Reaktion auf diese Ankündigung verzeichnete der Bayer-Aktienkurs einen beachtlichen Rückgang um mehr als neun Prozent.
Die enormen Verbindlichkeiten von Bayer sind vor allem auf die Übernahme des US-amerikanischen Agrarchemiekonzerns Monsanto zurückzuführen, die dem Unternehmen die kostspieligen Glyphosat-Rechtsstreitigkeiten eingebracht hat. Während die Hoffnung auf ein entlastendes Urteil des Supreme Courts in den USA fortbesteht, bleibt unklar, ob das Gericht den Fall überhaupt aufgreifen wird. Winkeljohann unterstrich jedoch die Notwendigkeit der geplanten Kapitalbeschaffung als Maßnahme zur Risikosteuerung und den Erhalt der finanziellen Flexibilität. Die Erlöse sollen ausschließlich dazu dienen, die Bilanz während der juristischen Auseinandersetzungen robust zu halten, ohne dass damit Akquisitionen finanziert werden.