Der Bayer-Konzern strebt eine bedeutende Kapitalerhöhung an, um den finanziellen Herausforderungen durch hohe Schulden und kostspielige Rechtsstreitigkeiten zu begegnen. Auf der bevorstehenden Hauptversammlung am 25. April möchte das Unternehmen die Zustimmung der Aktionäre für eine Eigenkapitalermächtigung von 35 Prozent einholen. In einem am Freitag veröffentlichten Schreiben betonte Aufsichtsratsvorsitzender Norbert Winkeljohann, dass die Anteilseigner ihr Bezugsrecht behalten sollen, um den Verwässerungseffekt zu minimieren. Dennoch geriet der Kurs der Bayer-Aktie stark unter Druck. Solche Ermächtigungen sind für Unternehmen nicht unüblich, jedoch ist die anvisierte Summe außerordentlich hoch. Ursachen sind die gerechtlichen Auseinandersetzungen rund um das Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat in den USA. Trotz intensiver Bemühungen, diese Streitigkeiten zu beenden, sieht sich Bayer in der Notwendigkeit, das finanzielle Fundament zu stärken. Ohne die Absicht, Übernahmen zu finanzieren, sollen die Erlöse aus der Kapitalerhöhung zur Bilanzstärkung genutzt werden. Winkeljohann stellte klar, dass derzeit keine konkreten Pläne existieren, die Ermächtigung zu nutzen. Eine solche Genehmigung würde jedoch helfen, künftig ungünstige Kreditaufnahmen zu vermeiden. Die finanziellen Belastungen resultieren vornehmlich aus der Übernahme von Monsanto im Jahr 2018. Diese brachte nicht nur die Rechtsstreitigkeiten um Glyphosat mit, sondern auch um die seit Langem verbotene Chemikalie PCB. Bis Ende Januar konnte Bayer rund 114.000 der 181.000 Glyphosat-Anklagen im Vergleich klären. Die Hoffnung ruht auf einem Grundsatzurteil des Supreme Courts bezüglich der juristischen Fragen um Warnhinweise. Dass der Fall vor das oberste Gericht der USA kommt, ist jedoch zeitlich ungewiss. Der seit Juni 2023 amtierende Bayer-Chef Bill Anderson prognostiziert, dass ein Fall noch in diesem Jahr eingebracht werden könnte, mit einer möglichen Entscheidung im späten Jahresverlauf oder Anfang des nächsten Jahres. Die Unsicherheit und die finanziellen Herausforderungen reflektieren sich im Aktienkurs, der zuletzt um 7,6 Prozent auf 22,97 Euro fiel. Der Marktwert des im Dax notierten Unternehmens sank auf circa 22,6 Milliarden Euro.
Wirtschaft
Bayer plant Rekord-Kapitalerhöhung, um Schuldenlast zu bewältigen
