Bayer-Chef Bill Anderson will die Weichen für eine schlankere und effizientere Zukunft stellen. Der seit mehr als einem Jahr amtierende CEO des Leverkusener Konzerns treibt den Unternehmensumbau schneller voran als ursprünglich geplant.
„Ich dachte, wir wären erst im Herbst 2025 so weit, aber bis Ende des Jahres werden 80 bis 90 Prozent aller Teams im neuen Organisationsmodell arbeiten“, sagte Anderson in einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.
Dieser Umbau ist mehr als nur ein kosmetischer Eingriff. Mit dem Ziel, die internen Strukturen zu verschlanken, Hierarchieebenen zu streichen und Entscheidungsprozesse zu beschleunigen, will Anderson Bayer zu einem agilen Unternehmen machen, das sich noch stärker auf den Kunden ausrichtet.
Vor allem im Management wird das spürbar: Zahlreiche Führungspositionen werden gestrichen, während flachere Strukturen eingeführt werden.
Milliarden an Einsparungen im Blick
Neben der Modernisierung der Organisation zielt der Umbau auch darauf ab, Bayer finanziell zu entlasten. Der Konzern, der seit der Übernahme von Monsanto 2018 mit hohen Schulden kämpft, plant, durch die Umstrukturierungen ab 2026 jährlich rund zwei Milliarden Euro einzusparen.
Das ist auch dringend nötig, denn die milliardenschweren Rechtsstreitigkeiten rund um das Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat und die Chemikalie PCB belasten den Konzern weiterhin massiv.
Im ersten Halbjahr 2024 sind bereits 3.200 Stellen weggefallen, und ähnlich viele werden wohl im zweiten Halbjahr folgen. Doch Anderson vermied es, konkrete Ziele für den weiteren Stellenabbau zu nennen. Bis Ende Juni beschäftigte Bayer weltweit noch etwa 96.600 Menschen in Vollzeit.
Vom Chemieriesen zur neuen Agilität
Der Umbau von Bayer ist ein weiteres Kapitel in der langen Geschichte des Unternehmens, das sich immer wieder neu erfinden musste. Von einem Chemieriesen hat sich Bayer zu einem globalen Player in der Pharma- und Agrarindustrie entwickelt.
Doch die Herausforderungen sind enorm, insbesondere seit der Monsanto-Übernahme. Der Rechtsstreit um Glyphosat hat den Konzern nicht nur finanziell, sondern auch reputationsmäßig stark getroffen.
Bill Anderson ist sich dieser Bürde bewusst, doch sein Fokus liegt klar auf der Zukunft. Die Modernisierung der Unternehmensstruktur soll nicht nur Kosten senken, sondern Bayer auch handlungsfähiger machen.
Entscheidungen sollen schneller getroffen, Kundenbedürfnisse schneller erfüllt werden. Dies ist ein Ansatz, der besonders in einem globalen Wettbewerb von entscheidender Bedeutung ist.
Bayer braucht mehr als Sparmaßnahmen
Der Umbau allein wird Bayer jedoch nicht retten. Die langfristige Strategie des Unternehmens muss weiter ausgebaut werden. Die Schuldenlast, die durch die Monsanto-Übernahme entstanden ist, bleibt ein schwerer Rucksack.
Allein die Rechtsstreitigkeiten um Glyphosat haben Bayer bereits Milliarden gekostet – und es ist kein Ende in Sicht. Auch der Fall PCB, bei dem es um Umweltschäden durch die jahrzehntelang verbotene Chemikalie geht, bleibt eine tickende Zeitbombe.
Für Bill Anderson und Bayer geht es darum, mehr als nur Kosten zu sparen. Der Konzern muss sich strategisch neu positionieren und mit Innovationen in der Pharma- und Agrarsparte punkten, um wieder zu alter Stärke zurückzufinden. Einsparungen allein werden nicht reichen, um Bayer nachhaltig zu transformieren.
Die Zukunft von Bayer
Die Zukunft von Bayer hängt davon ab, wie schnell und effizient der Umbau umgesetzt wird. Mit 70 % der Teams, die bereits nach dem neuen Modell arbeiten, sieht Anderson den Konzern auf dem richtigen Weg. Doch das Unternehmen steht vor weiteren Herausforderungen: Es muss nicht nur seine Kostenstruktur verbessern, sondern auch in neuen Märkten erfolgreich sein und die verbleibenden Rechtsstreitigkeiten klären.
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