30. Oktober, 2024

Pharma

Bayer: Hiobsbotschaft aus der Pharmasparte - Hoffnungsträger-Präparat vorzeitig abgebrochen

Bayer: Hiobsbotschaft aus der Pharmasparte - Hoffnungsträger-Präparat vorzeitig abgebrochen

Der Pharma- und Agrarkonzern Bayer steckt in der Krise. Nachdem das Unternehmen erst kürzlich in einem Glyphosatprozess zur Zahlung von mehr als 1,5 Milliarden US-Dollar verurteilt wurde, kommt nun eine weitere Hiobsbotschaft aus der Pharmasparte. Eine Studie zu einem vielversprechenden Präparat namens Asundexian wurde vorzeitig abgebrochen. Dieser Gerinnungshemmer galt als Hoffnungsträger und sollte den bisherigen Kassenschlager Xarelto ablösen. An der Börse wurde die aktuelle Lage von Bayer skeptisch beobachtet und der Aktienkurs brach um ein Viertel ein.

Das Unternehmen gab bekannt, dass Asundexian im Vergleich zur Standardbehandlung eine unterlegene Wirksamkeit aufzeige. Bayer wird die Daten weiter analysieren. Erst kürzlich hatte das Unternehmen das Phase-III-Studienprogramm für das Präparat erweitert. Asundexian sollte langfristig einen Jahresspitzenerlös von mehr als fünf Milliarden Euro erzielen.

Die Phase-III-Studie ist ein entscheidender Schritt auf dem Weg zur Zulassung eines Medikaments. Eine erfolgreiche Studie bedeutet eine Annäherung an die Zulassung und somit eine vielversprechende Aussicht auf hohe Umsätze in einem Milliardenmarkt, in dem die Nachfrage nach solchen Medikamenten steigt. Xarelto ist bereits ein solcher Verkaufsschlager - vor allem ältere Patienten nehmen es langfristig ein, um ihr Schlaganfall-Risiko und andere Gesundheitsrisiken zu reduzieren.

Pharmaunternehmen entwickeln viele Präparate, von denen jedoch nur wenige die Zulassung erreichen. Kassenschlager wie Xarelto sind notwendig, um die Forschung und Entwicklung anderer Medikamente zu finanzieren und somit innovativ und wettbewerbsfähig zu bleiben. Der Verkauf von Xarelto-Packungen hat Bayer allein in den ersten neun Monaten dieses Jahres drei Milliarden Euro eingebracht - das entspricht gut einem Viertel des gesamten Pharma-Umsatzes und macht das Medikament zum umsatzstärksten Produkt des Unternehmens.

Allerdings steht das Ende der hochprofitablen Geschäfte mit Xarelto bevor. Der Patentschutz läuft in den nächsten Jahren schrittweise aus, in Brasilien ist dies bereits geschehen. Aufgrund des Preiskampfs durch die Konkurrenz sank der Xarelto-Umsatz in den ersten neun Monaten 2023 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 8,4 Prozent. Bayer sieht sich mit dem Druck konfrontiert, bald eine bessere Alternative auf den Markt zu bringen.

Die Hoffnungen ruhten auf Asundexian, von dem die Bayer-Chefetage sehr überzeugt war. In einem im Februar veröffentlichten Geschäftsbericht für das Jahr 2022 wurde das Präparat als zentrales Beispiel für innovative Produkte genannt, bei denen es 'erfreuliche Fortschritte' gibt. Die Arbeiten an Asundexian wurden als eines der größten Phase-III-Projekte bezeichnet. Doch die Hoffnungen auf einen potenziellen Blockbuster sind nun geplatzt.

Bereits am Freitag sorgte ein weiterer Rechtsstreit für schlechte Nachrichten bei Bayer. Ein Geschworenengericht in Missouri verurteilte das Unternehmen zur Zahlung von mehr als 1,5 Milliarden US-Dollar an drei ehemalige Anwender des glyphosathaltigen Unkrautvernichters Roundup. Die Kläger machten das Produkt für ihre Krebserkrankungen verantwortlich. In den USA werden oft hohe Summen zugesprochen, die später von Richtern in vielen Fällen deutlich reduziert werden. Bayer ist jedoch zuversichtlich, dass dieses Urteil keinen Bestand haben wird und plant, Rechtsmittel einzulegen.

Die Probleme rund um Roundup hatte sich Bayer 2018 mit der Übernahme von Monsanto ins Haus geholt. Seitdem haben Klagen gegen das Unternehmen eine Klagewelle ausgelöst. Bayer hat bereits einen Großteil der Klagen - ohne Haftungseingeständnis - mit einem milliardenschweren Programm beigelegt.