Die Bayer AG sieht sich weiterhin einem anhaltenden Kursverfall ihrer Aktien ausgesetzt, der auf erhebliche Rechtsrisiken in den Vereinigten Staaten zurückzuführen ist. Im Vorfeld der bevorstehenden Hauptversammlung in Leverkusen rückt das Unternehmen verstärkt in den Fokus der Aktionäre. Sowohl der Vorstandsvorsitzende Bill Anderson als auch der Aufsichtsratsvorsitzende Norbert Winkeljohann sind gefordert, den Aktionären zufriedenstellende Antworten zu den Herausforderungen des Konzerns zu geben.
Seit dem letzten Aktionärstreffen haben die Bayer-Papiere etwa ein Fünftel ihres Wertes verloren, während der DAX, der deutsche Leitindex, deutlich erstarkt ist. Mit einem aktuellen Börsenwert von rund 22 Milliarden Euro gehört Bayer mittlerweile zu den kleineren Akteuren innerhalb dieses Indexes. Der Kapitalmarkt identifiziert drei zentrale Herausforderungen: laufende Klagen, die ungelöste Glyphosat-Frage sowie eine schwächelnde Pharmapipeline.
Ingo Speich, Leiter des Bereichs Nachhaltigkeit bei Deka Investment, konstatiert, dass sich Bayer in einer strategischen Sackgasse befindet. Obwohl Bill Anderson nicht für den umstrittenen Erwerb des US-amerikanischen Agrarchemieunternehmens Monsanto im Jahr 2018 verantwortlich ist, liegt es dennoch in seiner Verantwortung, den Aktienkurs des Unternehmens innerhalb eines Jahres zu stabilisieren. Der Kauf von Monsanto hat Bayer in eine beispiellose Klagewelle gestürzt, die seit 2018 zu einem drastischen Kursverlust von 80 Prozent führte.
Die Dividende wurde angesichts der finanziellen Belastungen auf das gesetzlich mögliche Minimum gekürzt. Trotz dieser Maßnahme bleiben die hohen Schulden und die schwächelnde Agrarsparte zentrale Kritikpunkte. Janne Werning von Union Investment hebt insbesondere die schleppenden Fortschritte beim Abbau der Verschuldung hervor. Um wirtschaftliche Spielräume zu schaffen und die laufenden Rechtsstreitigkeiten zu bewältigen, plant der Vorstand eine Kapitalerhöhung von bis zu 35 Prozent.
Obwohl dieser Vorschlag auf umfassende Kritik stößt, findet er dennoch Unterstützung unter den Aktionärsvertretern. Speich und Werning sehen angesichts der aktuellen finanziellen Situation des Unternehmens keine Alternative zur vorgeschlagenen Kapitalerhöhung. Bayer muss dringend effiziente Lösungen finden, um die komplexen Herausforderungen zu meistern, vor denen der Konzern steht.