Die Bayer-Aktie setzt ihren Abwärtstrend fort und erreicht ein Rekordtief, das zuletzt vor zwanzig Jahren notiert wurde. Die Unsicherheiten rund um die Senkung der Jahresziele und die pessimistischen Aussichten im Agrarsektor haben Investoren dazu veranlasst, ihre Bestände zu reduzieren. Analysten wie die UBS stufen ihre Kursziele weiter herab, was den Druck auf die Wertpapiere zusätzlich erhöht. Der Handelsstart am Donnerstag offenbarte einen Rückgang der Aktie um fast drei Prozent, während sie zur Mittagszeit um ein Prozent auf 19,35 Euro nachgab.
Trotz der Übernahme von Monsanto im Jahr 2018, die als Prestigeprojekt galt, kämpft Bayer weiterhin mit den Folgen der Glyphosat-Rechtsstreitigkeiten und eines schwächelnden operativen Geschäfts. Marktstratege Konstantin Oldenburger vom Broker CMC Markets weist auf die anhaltenden Herausforderungen im Agrarbereich hin, die dem Unternehmen Verluste im Milliardenbereich einbrachten. Besonders Lateinamerika bereitet Sorgen und zwingt Bayer zu Sonderabschreibungen. Der beachtliche Schuldenberg von rund 35 Milliarden Euro lastet schwer auf dem Konzern.
Bayer hat jedoch schon in der Vergangenheit bewiesen, dass es Rückschläge überwinden kann. Man denke an den Lipobay-Skandal, der den Konzern einst an den Rand der Existenz brachte. Mit einem umfassenden Umbau und strategischen Akquisitionen wie der von Schering gelang es dem damaligen Vorstandsvorsitzenden Werner Wenning, das Vertrauen der Anleger zurückzugewinnen. Unter dem späteren Vorstandsvorsitzenden Werner Baumann verfolgte Bayer dennoch den umstrittenen Kauf von Monsanto, der unerwartete Klagen nach sich zog und den Aktienwert drastisch senken ließ.
Investoren und Analysten erwarten nun von CEO Bill Anderson, der seit Juni 2023 im Amt ist, einen Befreiungsschlag. Mit radikalen Einsparmaßnahmen und gesteigerter Lobbyarbeit in den USA versucht Anderson, Bayer zukunftsfähig zu machen. Eine Entscheidung des obersten US-Gerichts könnte erheblichen Einfluss auf den Glyphosatfall haben und den Weg für eine strategische Neuausrichtung ebnen. Eine zeitnahe Lösung ist jedoch nicht in Sicht.