23. November, 2024

Immobilien

Baurevolution: Deutschlands Lektionen aus Europas Wohnungsmarkt

Von vereinheitlichten Bauordnungen bis hin zu steuerlichen Anreizen – sechs innovative Ansätze aus Europa, die Deutschland beim Wohnungsbau inspirieren könnten.

Baurevolution: Deutschlands Lektionen aus Europas Wohnungsmarkt
Inmitten düsterer Aussichten auf dem deutschen Wohnungsmarkt: Lernen von Europas Nachbarn für effizienteren und kostengünstigeren Wohnungsbau.

Inmitten der düsteren Aussichten auf dem deutschen Wohnungsmarkt, mit einem Geschäftsklima im Wohnungsbau auf Rekordtief, blicken wir über die Grenzen hinaus, um zu erkunden, was Deutschland von seinen Nachbarn lernen kann.

Während steigende Zinsen und Preise den Wohnungsbau belasten, bieten europäische Nachbarländer wertvolle Einblicke in effizientere Baustrategien.

Effizienz durch Standardisierung

„Die Diversität der Bauordnungen führt nur zu unnötigen Komplikationen und Kosten“, betont Alexander Tesche vom Baukonzern Strabag.

In Deutschland existieren 16 verschiedene Bauordnungen, was zu einem erhöhten Aufwand und zusätzlichen Kosten führt. Ein Blick auf unsere Nachbarn zeigt: Weniger ist mehr.

Die Vereinheitlichung der Bauordnungen könnte ein Schlüssel zur Kostensenkung sein, wie es Alexander Tesche vom Baukonzern Strabag und Tim-Oliver Müller, Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie, hervorheben.

Bereitschaft zu Kompromissen: Niederlande als Vorbild

Die Niederlande demonstrieren, wie durch den Verzicht auf gewisse Bauausstattungen, wie Unterkellerungen oder Tiefgaragen, Kosten eingespart werden können. Diese Anpassungen könnten auch in Deutschland zu signifikanten Preisreduktionen führen.

Reduktion von Baunormen: Komplexität kostet

Mit über 3900 baurelevanten Normen in Deutschland wird deutlich, dass Komplexität zu unnötigen Kosten führt. Die Niederlande haben bereits erfolgreich die Anzahl ihrer Baunormen reduziert, ein Modell, das Deutschland zur Nachahmung anregen könnte.

Steuerliche Anreize: Motivation durch den Fiskus

Ein entscheidender Hebel, um den Wohnungsbau anzukurbeln, liegt in der steuerlichen Entlastung.

Christian Oberst vom IW Köln hebt hervor: „Eine Reduzierung oder Aussetzung der Grunderwerbsteuer für Neubauten könnte einen erheblichen Anreiz für den Wohnungsbau schaffen."“

Länder wie Dänemark und Österreich haben niedrigere Grunderwerbsteuern und bieten steuerliche Vorteile für den Ersterwerb von Immobilien. Deutschland könnte durch die Senkung der Grunderwerbsteuer und durch steuerliche Erleichterungen für Bauherren den Wohnungsbau stimulieren.

Das österreichische Modell

Österreich setzt auf den seriellen Wohnungsbau, eine Methode, bei der vorgefertigte Teile effizient eingesetzt werden. Diese Bauweise ermöglicht es, großangelegte Wohnprojekte schneller und kostengünstiger zu realisieren.

Ein Ansatz, der auch in Deutschland das Potenzial hätte, den Wohnungsbau zu revolutionieren.

Staatliche Intervention: Spaniens Weg

Spanien zeigt, wie staatliches Eingreifen den Wohnungsbau vorantreiben kann. Nach der Finanzkrise 2008 übernahm die öffentliche Hand eine aktive Rolle im Bausektor. Diese Maßnahme könnte auch in Deutschland dazu beitragen, den Wohnungsmangel zu bekämpfen und die Bauindustrie zu stabilisieren.

Neue Perspektiven für den deutschen Wohnungsbau

Die aktuellen Herausforderungen im deutschen Wohnungsmarkt erfordern neue Denkansätze und Lösungen. Die Lektionen aus den europäischen Nachbarländern bieten wertvolle Anregungen, wie Deutschland den Wohnungsbau effizienter und kostengünstiger gestalten kann.

Von steuerlichen Erleichterungen über staatliche Initiativen bis hin zu innovativen Bauweisen – es gibt viele Möglichkeiten, die deutsche Bauindustrie zu revitalisieren und den dringend benötigten Wohnraum zu schaffen.