27. Oktober, 2024

Politik

Bauhaus im Kreuzfeuer: Der Kulturkampf der AfD

Bauhaus im Kreuzfeuer: Der Kulturkampf der AfD

Das Bauhaus, ein Symbol moderner industrieller Gestaltung und Inspiration für Architekten und Designer weltweit, gerät ins Visier der deutschen Rechten. Während Dessau sich auf die Feierlichkeiten zum hundertjährigen Jubiläum der berühmten Designschule vorbereitet, huscht ein Schatten über die Vorbereitungen – die AfD. Die umstrittene Partei fordert die lokale Politik auf, den internationalen Stil des Bauhauses nicht zu verherrlichen, da er lokale Traditionen untergrabe. In Sachsen-Anhalts Landtag wurde dieser Vorschlag diskutiert und entschieden abgelehnt, was erwartungsgemäß Empörung hervorrief. Kritiker betonten, dass dies ein weiterer Versuch der AfD sei, kulturelle Themen zu instrumentalisieren. In diesem Jahr erzielte die AfD ihren ersten Sieg bei einer regionalen deutschen Wahl seit dem Zweiten Weltkrieg, indem sie wirtschaftliche Angstszenarien ausschlachtete und nationalistische Identitätsfragen forcierte. Jan-Werner Mueller von der Princeton University sieht hierin den Kern der AfD-Strategie: Provokation als Geschäftsmodell. Dabei agitiert die Partei auch gegen genderneutrale Sprache und die LGBTQ+ Bewegung, indem sie sich als Verteidiger traditioneller Werte stilisiert. Das Bauhaus, 1919 gegründet, vereinte Handwerk und Industrieproduktion und war ein Schmelztiegel europäischer Designer, darunter viele jüdische. Es war ein Leuchtfeuer kosmopolitanischer Kultur in einer vom Genozid der Nazis gezeichneten Nachkriegswelt. Doch die AfD missdeutet diesen Geist als 'un-deutsch', und stellt den internationalen Stil als Bedrohung lokaler Traditionen dar. Ähnliche Tendenzen sind weltweit zu beobachten. So forcierte die Trump-Administration klassizistische Architektur für neue Bundesgebäude, und Ungarns Premierminister Viktor Orban renoviert Budapest in einem nostalgischen Stil. Barbara Steiner, Leiterin der Bauhaus Dessau Stiftung, betont die emotionale Macht des Kulturellen: 'Die AfD hat erkannt, dass man damit die Herzen der Menschen berühren kann.' Die AfD nutzt die weniger populären Aspekte des Bauhaus-Erbes geschickt aus, um anti-kosmopolitische Positionen zu stärken. Stephan Ehrig von der Universität Glasgow sieht darin klaren politischen Kalkül: Polarisierung nützt der Partei. Der AfD-Vertreter Hans-Thomas Tillschneider provozierte im Landtag: 'Ihre Verehrung für Bauhaus scheint sehr zerbrechlich ...wenn ein wenig Kritik sie schon beängstigt.'