16. März, 2025

Automobile

Batterie-Chaos bremst den 911 GTS aus

Zu wenig Batterien, zu viele Probleme: Warum Porsche den Carrera 911 GTS nicht in der geplanten Stückzahl bauen kann.

Batterie-Chaos bremst den 911 GTS aus
Produktionschaos bei Varta: Die Fertigung der V4Drive-Batterie für den Porsche 911 GTS Hybrid stockt – eine fehleranfällige Wickelmaschine sorgt für hohe Ausschussquoten.

Der Porsche Carrera 911 GTS soll das sportliche Aushängeschild der Marke bleiben – doch die Hybridversion des Traditionsmodells wird zum Problemfall. Schuld ist nicht etwa mangelnde Nachfrage, sondern ein Engpass beim Batteriehersteller Varta.

Die Produktion der V4Drive-Batterie, die exklusiv für den Hybridantrieb des 911 GTS genutzt wird, gerät ins Stocken. Die Konsequenz: Porsche kann weniger Fahrzeuge ausliefern, als der Markt verlangt – und verliert wertvolle Umsätze.

Batterie-Desaster bei Varta: Warum die Produktion stockt

Eigentlich sollte die V4Drive-Batterie der große Wurf von Varta werden. Doch statt eines Erfolgsprodukts entwickelt sich der Akkupack zur Belastungsprobe für das Unternehmen und seinen wichtigsten Automobilkunden Porsche. Der Grund: Varta bekommt die Serienfertigung nicht stabil zum Laufen.

Die Produktionsanlage ist für Kleinserien ausgelegt und kommt mit der Massenproduktion nicht zurecht. Besonders problematisch: Eine zentrale Wickelmaschine versagt bei hohen Geschwindigkeiten, wodurch entweder zu wenig Batterien produziert oder zu viele fehlerhafte Zellen ausgeliefert werden.

Serienfertigung außer Kontrolle: Varta produziert derzeit nur 100.000 Batterien pro Woche, Porsche benötigt jedoch mindestens 120.000 – Lieferengpässe bremsen den Sportwagenbauer aus.

Ein Insider berichtet, dass der Ausschuss zuletzt zwar gesenkt werden konnte, aber immer noch auf inakzeptable 20 Prozent der Produktion liege. Das bedeutet, dass jeder fünfte Akku fehlerhaft ist. Obwohl die Fertigung inzwischen 100.000 Batterien pro Woche liefert, bleibt das hinter den 120.000 bestellten Einheiten zurück – mit gravierenden Folgen für Porsche.

Porsche verliert Umsatz: Wichtige Modellreihe unter Druck

Der Porsche Carrera 911 GTS ist eines der margenstärksten Modelle des Stuttgarter Autobauers. Jede Verzögerung in der Produktion bedeutet nicht nur enttäuschte Kunden, sondern auch verpasste Gewinne.

Dabei hatte Porsche gehofft, mit der Hybridvariante des 911ers einen technologischen Meilenstein zu setzen. Nun droht der Rückstand bei der Batterieproduktion, das Prestigeprojekt in eine Pannenserie zu verwandeln.

Die Hoffnung liegt auf einer neuen, von Porsche finanzierten Produktionsanlage, die im zweiten Quartal ans Netz gehen soll. Diese könnte die Fertigungskapazität auf 200.000 Batterien pro Woche erhöhen.

Batteriestrategie auf dem Prüfstand: Die Produktionsprobleme bei Varta zeigen, wie riskant eigene Batteriefertigung sein kann – Porsche erwägt nun verstärkt den Zukauf von Zellen.

Doch Skepsis ist angebracht: Die Maschinen stammen von einem chinesischen Hersteller, an dessen Anlagen bereits der schwedische Batteriehersteller Northvolt gescheitert ist. Experten bezweifeln, dass die Umstellung reibungslos verlaufen wird. Bis heute ist die neue Anlage nicht ein einziges Mal vollständig durchgelaufen.

Batterieproduktion: Hochkomplex und voller Risiken

Der Fall zeigt einmal mehr, wie schwierig es ist, Batterieproduktion in großem Stil stabil und effizient zu betreiben. Selbst geringe Abweichungen in den Produktionsbedingungen können massive Probleme verursachen.

„Eine Anlage kann an einem Standort perfekt laufen und wenige hundert Kilometer entfernt plötzlich Schwierigkeiten machen“, erklärt ein Brancheninsider.

Selbst Details wie die Wasserqualität könnten den Ausschlag geben.

Für Porsche bedeutet das Dilemma, dass das Unternehmen seine Strategie überdenken muss. Der Autobauer setzt bislang auf eine Mischstrategie aus Eigenproduktion, Kooperationen und dem Zukauf von Batteriezellen. Doch die aktuellen Probleme zeigen, dass eigene Fertigung nicht zwangsläufig ein Vorteil ist. Angesichts steigender Kapazitäten auf dem freien Markt könnte Porsche künftig verstärkt auf Zukauf setzen, statt eigene Produktionslinien aufzubauen.

Was bedeutet das für Porsche?

Offiziell gibt sich Porsche betont gelassen. „Beim Hochlauf der seriellen Fertigung einer neuen Technologie sind Nachjustierungen Teil des normalen Prozesses“, erklärt ein Sprecher. Doch hinter den Kulissen dürfte der Druck enorm sein. Jeder nicht produzierte 911 GTS bedeutet verlorenes Geld – und eine verpasste Chance, sich im Hybridsegment als Vorreiter zu etablieren.

Sollte Varta die Probleme nicht bald in den Griff bekommen, könnte Porsche seine Geduld verlieren und sich nach Alternativen umsehen. Und Varta? Dürfte sich damit konfrontiert sehen, dass es für seine problematische V4Drive-Batterie außer Porsche kaum Abnehmer gibt. Die Uhr tickt – für beide Unternehmen.