Ethylen-Kartell: Ein dunkles Kapitel der Branche
Der Chemiekonzern Clariant sieht sich erneut im Rampenlicht negativer Schlagzeilen. Diesmal geht es um eine milliardenschwere Klage, die der deutsche Branchenriese BASF beim Landgericht München eingereicht hat.
Der Vorwurf: Clariant und drei weitere Unternehmen – Orbia, Celanese und Westlake – sollen sich zwischen 2011 und 2017 bei der Beschaffung von Ethylen illegal abgesprochen haben, um Einkaufspreise zu drücken.
Die europäische Wettbewerbskommission verhängte bereits 2020 eine Buße von insgesamt 260 Millionen Euro, wovon Clariant mit knapp 156 Millionen Euro den Löwenanteil trug.
Doch BASF geht der Fall nicht weit genug. Das Unternehmen fordert eine Entschädigung für entgangene Gewinne und behauptet, durch die Praktiken des Kartells massiv geschädigt worden zu sein.
Clariant wehrt sich vehement
In einer Stellungnahme weist Clariant die Klage "entschieden" zurück. Das Unternehmen sei überzeugt, dass die Absprachen keine spürbaren Auswirkungen auf den Markt hatten.
„Wir werden unsere Position energisch vor Gericht verteidigen“, so ein Unternehmenssprecher.
Clariant sieht sich im Recht und verweist auf interne Analysen, die belegen sollen, dass der Marktpreis von Ethylen trotz der Absprachen weitgehend durch Angebot und Nachfrage bestimmt wurde.
Was steckt hinter Ethylen-Absprachen?
Ethylen ist eines der wichtigsten Grundchemikalien in der Industrie, unverzichtbar für die Herstellung von Kunststoffen, Chemiefasern und anderen Materialien. Die Nachfrage ist hoch, die Preisgestaltung sensibel.
Zwischen 2011 und 2017 sollen Clariant und die Mitangeklagten systematisch Preisabsprachen getroffen haben, um beim Einkauf Vorteile zu erlangen. Die Europäische Kommission wertete dies als schwerwiegenden Verstoß gegen das Wettbewerbsrecht.
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BASFs Klage: Ein Präzedenzfall?
BASFs milliardenschwere Forderung könnte ein Präzedenzfall werden. Experten vermuten, dass weitere geschädigte Unternehmen ähnliche Ansprüche geltend machen könnten. Der Fall ist zudem ein Prüfstein für die europäische Wettbewerbsaufsicht, die zunehmend schärfer gegen Kartelle in der Industrie vorgeht.
Ein langwieriger Rechtsstreit steht bevor
Die Klage dürfte die Chemiebranche über Jahre hinweg beschäftigen. Für Clariant steht viel auf dem Spiel – nicht nur finanziell, sondern auch in puncto Reputation. Der Konzern betont, dass die vereinbarte Strafe von 2020 die Angelegenheit abgeschlossen habe. BASF hingegen sieht darin nur einen ersten Schritt zur Aufarbeitung.
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